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Die Grabstätte als Ort der Erinnerung

Harmonie und Individualität spielen eine große Rolle

Blütenpracht auf Grabstätten: Mit steigenden Temperaturen wird es Zeit für die Frühjahrsbepflanzung. (Foto: Bund deutscher Friedhofgärtner)

Bremen. Ein Grabmal, frische Blumen und Erinnerungsstücke an die oder den Verstorbenen – so wird aus einer Grabstätte auf dem Friedhof ein Ort der Erinnerung. „Die letzten Studien zeigen, dass über 90 Prozent immer noch eine Grabstätte als Anlauf für ihre Trauer und Rituale benötigen“, sagt Dominik Patté, Mitglied im Arbeitskreis Friedhof und Grabmal im Bundesverband Deutscher Steinmetze. Daraus resultiere auch oftmals der Wunsch, ein individuelles Grabmal zu errichten.

Die Ausprägung dessen sei laut Patté häufig durch die örtlichen Regelungen des Friedhofs sowie durch regionale Eigenheiten und geschichtliche Entwicklungen geprägt. „Grundlegend ist aber Naturstein immer noch ein vorwiegendes Grundmaterial für Grabmale. In die Gestaltung können aber auch Metall, Holz, Betonwerkstein, Beton, Keramik und Glas einbezogen werden“, ergänzt Oberinnungsmeister Michael Karbenk. Wichtig sei vielen Menschen der individuelle Charakter der Grabmale: „Sei es eine Symbolik, ein Spruch, eine Figur oder die Gesamtgestaltung: Der Grabstein sollte einen Bezug zum Verstorbenen haben“, so Karbenk.

Neben der Entwicklung zum individuell gestalteten Grabmal beobachtet Karbenk, dass historische Formen mit aufwendiger Ornamentik wieder gefragter seien. „Grundsätzlich sind aber auch vorgefertigte Steine der Natursteinindustrie ebenso vertreten wie einfache Grabtafeln, die zu den Wurzeln von Bäumen verlegt werden“, erzählt Karbenk.

Für die persönliche Gestaltung komme es neben der Form auch auf die Wahl des Materials an und welche Intention und Aussage mit dem Gestein oder einer Kombination von Komponenten beabsichtigt werde, sagt Patté: „Soll das Grabmal auch noch in 20 Jahren so aussehen wie am ersten Tag oder darf es eine Patina ansetzen?“ Alle Natursteine wie Sand- und Kalkstein, Marmor und Granit eignen sich für Grabmale und können Hunderte von Jahren erhalten bleiben. „Wer nachhaltig denkt, sollte sich zudem für heimischen Naturstein entscheiden. Das Interesse an einer Wieder- oder Weiterverwendung von Grabmalen wächst ebenfalls“, so Patté.

Auch bei der Grabbepflanzung wird Nachhaltigkeit unter Kriterien wie Insektenfreundlichkeit und die Förderung der Biodiversität mittlerweile mitbedacht, erzählt Ralf Kretschmer, Aufsichtsratsvorsitzender der Dauergrabpflege Nord GmbH in Bremen. Das habe die Pflanzenauswahl in den letzten zehn Jahren definitiv verändert: „Waren die Gräber früher oftmals nur mit Begonien im Sommer bepflanzt, wurden über die letzten Jahre viele Alternativen aufgetan, die zudem als besonders wassersparend gelten.“

Zeitgemäße Grabbepflanzung

Generell erfolgt die Wahl der Gewächse nach unterschiedlichen Gesichtspunkten. „Harmonie ist stets das Ziel, welches eine Grabbepflanzung anstreben soll. Daher wird als Grundsatz der ‚Goldene Schnitt‘ angewendet, um Raum und Fläche gleichermaßen zu nutzen“, erläutert Kretschmer. Bei der Gestaltung sollten die Bepflanzungen des Grabumfeldes sowie die Grabmale in ihrer Höhe, ihrem Volumen sowie ihrer Form berücksichtigt und aufeinander abgestimmt werden.

Zunächst werden die Standortansprüche der jeweiligen Pflanze bedacht – also Trockenheitstoleranz, Winterhärte und Pflegeaufwand, aber auch die Boden- und Lichtverhältnisse des Friedhofs. Die Wirkung der Pflanzen mit ihren Farben, Blättern, Blüten und auch Symbolik ist ein weiterer Gestaltungsfaktor, gefolgt von der Struktur und dem Aufbau. Diese beinhalten Wuchshöhe, Form und Schnittverträglichkeit. „Die Auswahl wird individuell und mehrfach im Jahr getroffen – immer den Jahreszeiten angepasst. Nur eine fachgerechte Ausführung, vor allem in der Pflanzenauswahl und -technik, bringt die individuelle Grabgestaltung zum Ausdruck“, so Kretschmer.

Frühlingserwachen auf dem Friedhof

Zudem gibt es für jede Grabbepflanzung Gestaltungsrichtlinien, die bedacht werden müssen. „Das bedeutet, dass jede Bepflanzung einen bestimmten Prozentsatz der Grabfläche ausmacht. Bei der Wechselbepflanzung, welche jetzt im Frühling neu eingesetzt wird, sollen es 15 Prozent sein. Dazu kommen 60 Prozent Bodendecker und 25 Prozent Rahmenbepflanzung“, erklärt Kretschmer. Ansonsten sei in der Grabgestaltung generell vieles erlaubt.

Jeder Friedhof hat jedoch eigene Regeln und entsprechend auch Einschränkungen, die regional variieren können. Doch etwas ist laut Kretschmer auf allen Friedhöfen im Frühling gleich: „Nicht nur die Natur erwacht aus dem Winterschlaf, auch die Menschen haben Sehnsucht nach frischen Blumen.“

Von Antonia Lühmann