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Kai Sender
Sozialarbeiter
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Ein Ort des Gedenkens und der Geschichte

Lernen aus der Vergangenheit für eine friedliche Zukunft

Die Kriegsgräberstätte auf dem „Alten Friedhof“ in Ritterhude besteht aus 24 Gräbern. Vor 14 Jahren wurde diese restauriert. Die Kriegsgräberstätte auf dem „Alten Friedhof“ in Ritterhude besteht aus 24 Gräbern. Vor 14 Jahren wurde diese restauriert. (Foto: Volker Fleig)

Bremen. Kriege und Gewaltherrschaften fordern viele Opfer. Um diesen zu gedenken und ihnen eine letzte Ruhestätte zu bieten, werden Kriegsgräberstätten errichtet. Zugleich wird damit eine Erinnerungskultur etabliert, um für eine friedliche Zukunft zu sorgen.

Auf dem „Alten Friedhof“ in Ritterhude ruhen laut Friehofsverwaltung 22 deutsche Soldaten, „die im Riesschul-Lazarett Ritterhude aufgrund ihrer in den Endkämpfen des Zweiten Weltkrieges erlittenen Verwundungen verstorben sind.“ Darunter befinden sich Soldaten unterschiedlicher Dienstgrade: Gefreite, Obergefreite, Kanoniere und Unteroffiziere ebenso wie ein Matrose, ein Jäger und ein Grenadier. Eine deutsche Sanitätshelferin sowie ein sowjetischer Kriegsgefangener wurden dort ebenfalls bestattet. Alle sind zwischen März und Juni 1945 verstorben.

Ihre Namen sind in die Grabsteine gemeißelt, die sich auf einer ungefähr 50 Centimeter hohen Mauer befinden. „Ein Gedenkstein in der Mitte der umlaufenden Mauer erinnert an die in der Ferne gefallenen Soldaten aus Ritterhude“, heißt es aus der Friedhofsverwaltung. So liest man auf der Inschrifttafel die Worte: „Dem Andenken unserer fernen Gefallenen“. Rechts und links davon stehen Steine mit den Jahreszahlen 1939 und 1945.

Fünf Jahre nach Kriegsende, am 9. Juli 1950, wurde die Kriegsgräberstätte in Ritterhude eingeweiht, berichtet die Friedhofsverwaltung. Im Jahre 2010 wurde diese von den Ritterhuder Kyffhäuserkameraden und Mitgliedern der Reservistenkameradschaft Hambergen restauriert sowie 2016 von den Ritterhuder Kyffhäuserkameraden gereinigt.

Kriegsgräber sind bauliche Zeugnisse

Die dauerhafte Unterhaltung der Anlage obliege jedoch der Gemeinde Ritterhude, so die Friedhofsverwaltung und erfolge auf Grund des „Gesetzes über die Erhaltung der Gräber der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft (Gräbergesetz)“. In Ritterhude ist diese Aufgabe dem Bereich Friedhofswesen im Sachgebiet Bau, Planung und Umwelt übertragen.

In Deutschland befinden sich insgesamt über 12.000 Kriegsgräberstätten, verteilt in 7600 Städten und Gemeinden. Mehr als 1,8 Millionen Tote verschiedener Nationen haben dort ihre letzte Ruhestätte gefunden. Darunter befinden sich Gefallene des Ersten und Zweiten Weltkrieges, Kriegsgefangene, Zwangsarbeiter, Luftkriegstote, KZ-Tote, Displaced Persons und andere Opfer, zum Beispiel durch Euthanasie. „Kriegsgräberstätten sind häufig die einzigen baulichen Zeugnisse von Krieg und Gewaltherrschaft. Sie sind Orte des kollektiven Gedenkens und Erinnerns wie auch der individuellen Trauer“, sagt Dirk Backen, Generalsekretär des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V..

Würdige Erinnerungskultur etablieren

Die Gräber werden wie in Ritterhude in der Regel von Städten und Gemeinden oder auch von kirchlichen Friedhofsträgern gepflegt und erhalten. Im Grundgesetz ist dies als staatliche Aufgabe verankert und sichert den Kriegsgefallenen eine würdige Grabstätte mit dauerndem Ruherecht. Dieses Recht ist ebenfalls in der Genfer Konvention von 1949 festgehalten worden. Ihre Gräber sind also auf Dauer über die Generationen hinweg zu erhalten.

Für Kriegsgräberstätten können jedoch auch Pflegepatenschaften übernommen werden. Bundeswehr, Vereine, Reservisten-, Feuerwehr- oder Schützenkameradschaften, Schulen oder andere Institutionen sind dann für leichte Pflege-, oder auch aufwändigere Instandsetzungsarbeiten auf den Kriegsgräberstätten ihres Ortes zuständig. Bei diesen Arbeiten beschäftigen sich die Beteiligten mit der lokalen und regionalen Geschichte und tragen so zum Gedenken und zur Erinnerung an die Toten bei.

Der Volksbund Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. setzt sich für eine würdige Erinnerungskultur und Bildungsarbeit ein und verfolgt dabei den pädagogischen Ansatz, aus der Vergangenheit für die Zukunft zu lernen. Hierfür werden ausgewählte Kriegsgräberstätten zu Lernorten weiterentwickelt, an denen die Auseinandersetzung mit Einzelschicksalen sowie die Erinnerung an die dort ruhenden heterogenen Opfergruppen und Täterbiografien im Mittelpunkt stehen.

„Kriegsgräberstätten sind schließlich auch Bildungsorte, an denen Geschichte greifbar und die Auswirkungen von Krieg und Terror begreifbar werden“, so Generalsekretär Dirk Backen. Auch auf dem „Alten Friedhof“ in Ritterhude wird mit der Namensnennung der 24 Verstorbenen gedacht und damit an deren Einzelschicksale erinnert.

Seit 1953 engagiert sich der Volksbund außerdem in der Jugend- und Erwachsenenbildung mit verschiedenen Schul- und Bildungsprojekten, um demokratische Werte zu fördern und an die Opfer von Krieg und Gewalt zu erinnern. Zudem werden internationale Jugendwettbewerbe und Fortbildungen für pädagogische Fachkräfte angeboten.

Die Materialien des Volksbundes umfassen Handreichungen, Ausstellungen und Unterrichtsideen zu relevanten Themen, unter anderem zu Menschenrechten und Zwangsmigrationen, Kriegsbiografien, dem Kriegsende 1945 und der europäischen Integration.

Von Antonia Lühmann