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Kai Sender
Sozialarbeiter
Bremen
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Mit der Natur verbunden

Bestattungen nachhaltig gestalten

Bremen. Die Frage danach, was wir bei unserem Ableben hinterlassen, bezieht sich für viele Menschen nicht mehr nur auf ihre trauernden Hinterbliebenen oder Besitztümer. Vielmehr wird es in Zeiten des Klimawandels immer wichtiger, sich auch zu diesem Punkt Gedanken über den Naturschutz zu machen.

Von der Auswahl der Bestattungsart über ihre Umsetzung bis zu Details wie der Sargwäsche gibt es viele Möglichkeiten, um den Umwelt- und Klimaschutz in die Planungen einzubeziehen. Trotzdem steht bei der Entscheidungsfindung stets der Respekt vor dem Wunsch und Willen der verstorbenen Person an der ersten Stelle. (Foto: Adobe Stock/Magnus)

 

Wer sein Leben umweltschonend gestaltet hat, möchte in der Regel auch seine Bestattung unter dieser Prämisse umgesetzt wissen. Hierfür bieten Fachleute inzwischen diverse Optionen in Bezug auf die Ausgestaltung an. Im gesamten Prozess gibt es Potenziale, um den Umweltschutz einzubeziehen und damit den Fußabdruck möglichst grün zu halten. Das Portfolio vieler Bestattungsunternehmen und angrenzender Anbieter wandelt sich und zielt vermehrt auf Nachhaltigkeit und Regionalität ab. Dabei müssen nicht einmal höhere Gesamtkosten anfallen oder ein Verzicht in Kauf genommen werden.

Der lokale Friedhof als Biotop

Wird ein Friedhof in der Nähe als Grabstätte ausgewählt, können die Wege sowohl für die Bestattungsdienstleister als auch für Angehörige und Trauergäste kurz gehalten und zumeist mit dem öffentlichen Nahverkehr zurückgelegt werden. Dies gilt sowohl für die Beisetzung und Trauerfeier als auch Grabpflege und Besuche.

Doch der Friedhof als letzte Ruhestätte ist nicht nur ein Ort zum stillen Gedenken, sondern auch ein wertvoller Lebensraum für die Pflanzen- und Tierwelt. Unter anderem stärkt dem Bestattungsnetzwerk „Grüne Linie“ zufolge seine ökologische Aufwertung das öffentliche Grün: „Die damit verbundene positive Wirkung auf das Stadtklima führt zur Senkung der Temperatur bei Erhöhung der Luftfeuchtigkeit, Bindung von Staub und Produktion von Sauerstoff.“ Auch vor Lichtverschmutzung und Lärm bieten Friedhöfe Schutz und unterstützen damit die Artenvielfalt.

Särge, Ausstattung und Bekleidung

Alle bei einer Erdbestattung verwendeten Materialien sollten möglichst umweltfreundlich ausgewählt sein. Häufig sind Särge, Sargausstattung, Urnen und Sargwäsche nicht immer vollständig biologisch abbaubar und enthalten Mikroplastik oder andere nicht zerfallende Stoffe. Solche Bestandteile verbleiben entweder unter der Erde oder müssen nach der Ruhezeit wieder ausgegraben werden.

Als nachhaltig gelten Vollholzsärge aus schnell nachwachsender, dünner Kiefer oder Eiche, die aus regionaler und nachhaltiger Forstwirtschaft stammen. Auch Resthölzer können verarbeitet werden. Ökologisch wertvolle Särge bleiben weitgehend unbehandelt oder werden nur mit natürlichem Wachs oder Öl behandelt. Statt aus Metall oder Kunststoff erhalten sie Griffe ebenfalls aus Holz oder aus Hanfseil. Viele Bestattungsunternehmen bieten inzwischen sogar noch vergänglichere Modelle aus (Recycling-)Pappe oder Korb an. Auch neue Materialien, zum Beispiel Särge aus Pilzen, werden erforscht. Die Innenausstattung, auch Ausschlag genannt, und Polsterung bestehen idealerweise ebenfalls komplett aus Naturmaterial wie ungebleichter, wiederverwendeter Baumwolle und Holzspänen.

Für eine naturfreundliche Beisetzung sollten auch weitere Details einbezogen werden, indem zum Beispiel eigene Kleidungsstücke der verstorbenen Person aus biologisch abbaubarem Material wie Baumwolle oder Leinen genutzt werden. Wenn die Lieblingskleidung verwendet wird, kann dies außerdem den Trauerprozess der Hinterbliebenen unterstützen. Bisher wird häufig neue Sargwäsche gekauft, die zunächst produziert werden muss. Ob neue oder eigene Stücke: Auf Kunststoffbestandteile, wie sie beispielsweise in Polyester enthalten sind, sollte möglichst verzichtet werden.

Blumenschmuck und Bepflanzung

Als wichtigster Grundsatz für klimafreundlichen Blumenschmuck sowie die Grabbepflanzung gilt: Alle Pflanzen sollten nach Jahreszeit sowie möglichst regional ausgewählt werden. Damit können umweltschädliche Importe, schlechte Produktionsbedingungen und Pestizideinsatz sowie der energieintensive Anbau in Gewächshäusern vermieden werden. Auch Schnittblumen erweisen sich nicht als nachhaltig. Vor Ort biologisch und im Freien angebaute Topfpflanzen als Schmuck hingegen dienen anschließend direkt als Bepflanzung oder Geschenk für die Trauergäste. Eine Alternative zu Blumenschleifen sind beschriftete Blätter. Auch das Steckmoos in Arrangements, das Kunststoffe enthält, soll ersetzt werden.

Für die Bepflanzung der Grabstelle sollten regionale Gehölze, Stauden, Gräser, Kräuter sowie immergrüne und bodendeckende Pflanzen zum Einsatz kommen. Die Bodendecker bleiben langfristig erhalten und benötigen wenig Wasser, weshalb auch weniger Besuche auf dem Friedhof zur Pflege notwendig sind. Sommerblumen oder Rosen ergänzen die Bepflanzung und dienen als Nahrungsquelle für bestäubende Insekten wie Bienen.

Eine sogenannte Wechselbepflanzung hingegen ist aus ökologischer Sicht nicht sinnvoll, da bei der Produktion neuer Pflanzen Gewächshausbeheizung und Torf als Kultursubstrat nötig ist. Eine Alternative hierzu kann sein, im Herbst Blumenzwiebeln für das Frühjahr einzusetzen. Auch von dem Nutzung sämtlicher Pflanzenschutzmittel und künstlicher Dekoration wie Plastikblumen wird abgeraten.

Grabmale und Einfassungen

Die Anfertigung von Grabmalen ist am umweltfreundlichsten, wenn für die Herstellung in Handarbeit durch regionale Steinmetze nur heimische Natursteine verwendet werden. Auch eine Wiederverwertung bereits ausgedienter Grabsteine ist möglich.

Sollte eine Reinigung notwendig sein, empfiehlt sich die Nutzung einer einfachen Bürste in Kombination mit Wasser und der Verzicht auf jegliche Zusätze. Moos und Flechten auf rauen Oberflächen sind allerdings wertvoll für die Artenvielfalt und sollten deshalb möglichst erhalten werden. Anstelle einer Grabeinfassung aus Stein können sehr gut niedrige Hecken aus heimischem Gehölz angepflanzt werden, die Tieren als Rückzugsort dienen.

Alternative Bestattungsarten

Sowohl Erd- als auch Feuerbestattungen bieten Vorteile für die Umwelt. Die klassische Erdbestattung gilt für viele Bestattungsunternehmen noch heute als die natürlichste Beisetzungsform, da der menschliche Körper der Erde als Nährstoff zugeführt wird. Dem gegenüber stehe die Feuerbestattung. Hierbei wird der oder die Verstorbene mit Energieaufwand in einem Sarg kremiert.

Dennoch ergeben sich auch aus der Feuerbestattung Vorteile, denn sie ermöglicht verschiedene Beisetzungsformen wie die Urnen-, Wald- oder Seebestattung. Dabei können – und zum Teil müssen – auch die Urnen besonders klimaschonend ausgewählt werden. So besteht beispielsweise bei der Beisetzung auf See die Urne aus leicht löslichem Material wie Muschelkalk. Auch Modelle aus Holz, Holzkohle, Weidengeflecht oder Papier sind erhältlich, die zum Beispiel mit Gravuren oder Flechttechniken individuell gestaltet werden können. Sogar der Verzicht auf eine Urne ist möglich. Dann wird nur die Aschekapsel versenkt, die wiederum in besonders nachhaltiger Form aus Maisstärke besteht. Zudem entfällt bei vielen alternativen Bestattungformen die Grabpflege, was Emissionen einspart. Bei naturnahen Bestattungen wie in Begräbniswäldern wird gänzlich auf Blumen und Dekoration verzichtet.

Darüber hinaus berichtet der Bundesverband Deutscher Bestatter e.V., dass viele Krematorien neben der Wahrung von Würde und hoher Qualität auf eine größtmögliche Nachhaltigkeit bei ihrer Arbeit achten und dafür zum Teil in Verbänden wie „Die Feuerbestattungen“ organisiert sind. Auch Auszeichnungen wie das „RAL Gütezeichen Feuerbestattungsanlagen“ können ein Anhaltspunkt für die Auswahl des Krematoriums sein. Da die Feuerbestattung inzwischen einen Anteil von über 70 Prozent einnimmt, gibt es hier einige Potenziale für den Umweltschutz. Viele Anbieter beziehen zum Beispiel inzwischen Ökostrom.

Respektvoller Umgang

Insgesamt sind aber bei all diesen Überlegungen selbstverständlich in erster Linie die Würde des verstorbenen Menschen und dessen Wünsche von Bedeutung. Alle getroffenen Entscheidungen müssen hiermit einhergehen.

Empfehlenswert ist also eine frühzeitige Bestattungsberatung und -vorsorge. Dabei werden zusammen mit den Expertinnen und Experten der eigene Wille und die Vorstellungen ausführlich besprochen, alle Fragen geklärt und die Ergebnisse schriftlich festgehalten. Die Hinterbliebenen und das Bestattungsunternehmen kennen folglich im Todesfall alle Wünsche der verstorbenen Person in Bezug auf ihre Bestattung, was eine große Erleichterung darstellen kann.

Mit ihrer Erfahrung und dem aktuellen Fachwissen geben die einfühlsamen Bestatterinnen und Bestatter einen guten Überblick über die Möglichkeiten und die Nachhaltigkeit ihrer angebotenen Produkte. Ökologisch wertvoll gestaltete Bestattungen sind dabei insgesamt nicht teurer als konventionelle und bieten viel Gestaltungsspielraum.