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Kai Sender
Sozialarbeiter
Bremen
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Stiller Wald, ruhige See

Alternative Arten und Orte der Bestattung nehmen zu – mit einer Besonderheit in Bremen

Bremen. Die Wahl der letzten Ruhestätte ist eine wichtige Entscheidung – als Teil der eigenen Bestattungsvorsorge sowie für Angehörige. Ob Baumbestattungen auf Friedhöfen oder in Waldarealen, Seebestattungen in heimischen Meeren oder in Übersee, anonyme Beisetzungen oder sehr spezielle Formen wie Luft- oder Diamantbestattungen: Bei der Entscheidung für eine Bestattungsart und einen Ort gibt es inzwischen neben der Sargbestattung zahlreiche weitere Möglichkeiten, um individuelle Wünsche und Bedürfnisse einzubeziehen.

Individuelle Beisetzungen abseits der Friedhöfe, zum Beispiel in einem Bestattungswald, werden immer gefragter. Die Gründe hierfür können Naturverbundenheit, Individualisierung oder die wegfallende Verpflichtung zur Grabpflege durch die Hinterbliebenen sein. (Foto: Bundesverband Deutscher Bestatter e.V.)

 

Erd- oder Feuerbestattung

In Deutschland wird zunächst zwischen zwei Bestattungsarten unterschieden. Aus der übergeordneten Entscheidung für eine Erdbestattung oder eine Feuerbestattung ergeben sich wiederum verschiedene Möglichkeiten für eine anschließende Beisetzung. Während die klassische Erdbestattung auf dem Friedhof, bei der der Körper in einem Sarg der Erde übergeben wird, für viele Menschen nach wie vor ihren Wünschen entspricht, nehmen sogenannte alternative Bestattungsformen als Varianten der Feuerbestattung auch hierzulande stetig zu.

Während laut Bundesverband Deutscher Bestatter (BDB) die Unversehrtheit des Körpers im Islam und Judentum nach wie vor zentral ist, sind die Erd- und Feuerbestattung im Christentum inzwischen weitgehend gleichbedeutend. Der BDB spricht insgesamt in Deutschland von inzwischen etwa 70 Prozent Feuerbestattungen – Tendenz steigend. Die Kremation, also die Einäscherung, ist für alle weiterhin aufgeführten Bestattungsarten die Voraussetzung.

Urnenbeisetzung

Bei dieser Form der Beisetzung kann die Asche in einer Urne entweder wie bei einer Erdbestattung in einem Grab oder auch überirdisch in einem Kolumbarium beigesetzt werden. Urnen gibt es in vielen verschiedenen Ausführungen, die sich sowohl in der Gestaltung als auch der Form sowie im Material unterscheiden.

„Im Anschluss an die Trauerfeier wird die Urne zur Grabstätte getragen. Das kann sowohl von einem Friedhofsmitarbeiter als auch vom Bestatter übernommen werden. Aber auch Angehörige können als Ausdruck ihres ganz persönlichen Abschieds den Verstorbenen zur letzten Ruhestätte tragen“, erklärt Elke Herrnberger, Pressesprecherin des BDB. Es gebe zudem die Möglichkeit, den Verstorbenen vor der Einäscherung in einem Sarg zur Abschiednahme aufbahren zu lassen. Oft sei das aus trauerpsychologischer Sicht für Angehörige und Freunde wichtig. Möglich ist auch eine anonyme Bestattung zu einem unbekannten Zeitpunkt und ohne namentliche Kennzeichnung.

Baumbestattung

Die Baum- oder auch Waldbestattung ist in Deutschland noch nicht lange üblich, wird als besonders naturverbundene Form aber immer gefragter. Die Asche des Verstorbenen wird in einer Urne in der Nähe des Wurzelwerks eines Baumes beigesetzt. Dies findet entweder auf einem ausgewiesenen Waldfriedhof oder eigens dafür angelegten Baumfeldern auf dem Friedhof statt. In den Bestattungswäldern besteht auch die Möglichkeit, Familien- oder Freundschaftsbäume für die ewige Ruhe auszuwählen.

Auch bei einer Baumbestattung können Angehörige selbstverständlich eine Trauerfeier zur Abschiednahme mit einem Geistlichen oder Trauerredner durchführen. Auf Grabmale und Grabschmuck wird jedoch verzichtet, um die Umgebung so naturbelassen wie möglich zu halten. Stattdessen wird der Baum mit einem Schild versehen. Die Pflege wird von der Verwaltung oder den Eigentümern übernommen.

Seebestattung

Im Rahmen einer Seebestattung wird die Asche mit seemännischen Gepflogenheiten und Ritualen auf dem Meer würdig beigesetzt. Diese Bestattungsform gehört zu den ältesten und ist inzwischen für alle Interessierten möglich. Die Urne aus leicht löslichem, biologisch abbaubarem Material wird von einem Schiff aus im Wasser versenkt. Anschließend können Blumen ausgestreut werden.

An Bord kann in der Regel eine Trauerzeremonie mit einem Geistlichen, einem freien Trauerredner oder dem Kapitän abgehalten werden. Auf Wunsch werden aber auch anonyme Beisetzungen gänzlich ohne Trauergäste durchgeführt. Gewöhnlich finden Seebestattungen in speziellen Gebieten der Nord- und Ostsee statt – viele Anbieter verfügen jedoch über weitere Möglichkeiten, zum Beispiel im Mittelmeer, Pazifik oder Atlantik.

„Der Ort der Versenkung wird schriftlich festgehalten“, erklärt Alexander Helbach von der Verbraucherinitiative Bestattungskultur Aeternitas. „Nach der Seebestattung können die Reedereien Seekarten mit der eingezeichneten Stelle der Urne ausstellen. Diese Karten werden den Hinterbliebenen zusammen mit einer Kopie des Logbucheintrages ausgehändigt.“ An den Küsten gibt es zunehmend Gedenkplätze als sogenannte sekundäre Trauerorte. Zudem bieten viele Seebestattungs-Reedereien alljährliche Gedenkfahrten an.

Luft- oder Diamantbestattung

Das Verstreuen der Asche von einem Luftfahrzeug aus wie einem Heißluftballon, Flugzeug oder Hubschrauber wird als Luftbestattung bezeichnet. Demnach unterscheidet sie sich wesentlich von anderen Formen der Urnenbeisetzung. Da die deutschen Gesetze diese Variante allerdings nicht erlauben, muss die Asche auf vorher festgelegten Wunsch des Verstorbenen in ein anderes Land überführt werden – zum Beispiel nach Österreich. Unabhängig davon können Bestatter aber auch hierzulande Beratungen zu Luftbestattungen durchführen.

Bei der Diamantbestattung wird ein sogenannter Erinnerungsdiamant hergestellt. In einem besonderen Verfahren wird er aus einer geringen Menge der Asche des Verstorbenen oder aus Haaren gefertigt. Die Variante ist aufgrund des hohen Arbeits- und Zeitaufwandes teuer. Anders als in vielen anderen europäischen Ländern ist auch die Diamantbestattung mit Asche nicht in Deutschland zulässig.

Nur im Land Bremen: Bestattung auf privatem Grundstück

Das Bestattungsrecht wird in Deutschland auf Länderebene geregelt, weshalb sich zum Beispiel die gesetzlichen Fristen unterscheiden können. Eine Urne samt Asche zuhause aufzubewahren oder beizusetzen ist allerdings grundsätzlich nicht erlaubt. Einzig im Land Bremen gibt es seit 2015 eine bundesweite Ausnahme von der Friedhofspflicht: „Dort ist es unter bestimmten Voraussetzungen möglich, die Asche des Verstorbenen nach der Kremierung mitzunehmen und auf privaten, extra dafür vorgesehenen Flächen zu verstreuen“, berichtet Elke Herrnberger.

Es muss allerdings eine entsprechende Genehmigung vorliegen. Dafür notwendig sind unter anderem der letzte Hauptwohnsitz im Land Bremen und das schriftliche Notieren des Wunsches samt Ort der Bestattung und der Person, die die Bestattung durchführen soll. Nur diese darf die Urne entgegennehmen und öffnen. Sie muss die Asche unverzüglich nach Erhalt auf Privateigentum ausbringen, ohne benachbarte Grundstücke zu beeinträchtigen. Spätestens zwei Wochen danach muss die zur Totenfürsorge berechtigte Person gegenüber der Behörde eine eidesstattliche Versicherung abgeben, dass diese und alle weiteren der sehr strengen Vorgaben eingehalten wurden.

Eine wichtige Entscheidung

Die Gründe, die Menschen zur Wahl einer alternativen Bestattungsart bewegen, sind sehr vielfältig. Elke Herrnberger sieht die zunehmende Nachfrage vor allem in der gesellschaftlichen Entwicklung der Individualisierung und Nomadisierung begründet. Alexander Helbach ergänzt: „Zu nennen sind hier der Wunsch nach einer nicht-traditionellen, unkonventionellen Bestattung abseits eines klassischen Friedhofes, eine Kostenersparnis oder eine fehlende Verpflichtung zur Grabpflege.“ Die meisten dieser besonderen Bestattungsarten sind für Angehörige unkompliziert – und häufig klimafreundlicher sowie unter Einbeziehung von Folgekosten sogar kostengünstiger. Auch der Bezug einer Person zu einem bestimmten Ort, beispielsweise bei einer Seebestattung zum Meer, sei wichtig, betont Alexander Helbach. Dieser sei sehr individuell verbunden mit persönlichen Eindrücken, Erfahrungen und Vorstellungen.

Doch eine Entscheidung sollte nicht überstürzt getroffen werden. Zu bedenken sind neben den eigenen Vorstellungen auch die Wünsche und Bedürfnisse der Hinterbliebenen: Können und wollen sie ein Grab pflegen? Wie kann bei der gewünschten Bestattungsform der Trauerprozess aussehen? Elke Herrnberger führt dies am Beispiel der Seebestattung aus: „Nicht jeder Angehörige kommt damit im Nachhinein klar, dass auf See eine anonyme Grabstelle ist. Die Entscheidung für eine Seebestattung impliziert, dass ich keinen Trauerort habe, den die Angehörigen besuchen können. Das sollte sehr wohl überlegt und in der Familie und mit Freunden im Vorfeld besprochen sein.“

Helfen kann bei solchen Themen eine Vorsorge mit Bestattungsunternehmen. Dabei werden auch alle anderen Fragen und Voraussetzungen geklärt. So muss zum Beispiel für eine Luftbestattung im Ausland, eine Bestattung auf dem privaten Grundstück in Bremen oder eine Seebestattung eine Willenserklärung des Verstorbenen vorliegen. Dazu eignet sich zum Beispiel die Erstellung einer schriftlichen Verfügung rechtzeitig zu Lebzeiten.