Alfred Neven DuMont

Alfred Neven DuMont

* 29.03.1927 in Verleger
† 30.05.2015 in Verleger
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Angelegt am 02.06.2015
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Ein liberaler Patriarch

02.06.2015 um 10:52 Uhr von WESER-KURIER
Alfred Neven DuMont Verleger Autor 10 11 thg Alfred Neven DuMont am 13 Oktober 2011 während der © imago stock&people, imago/teutopress
Der prominente Kölner Verleger Alfred Neven DuMont ist am Sonnabend im Alter von 88 Jahren gestorben. (imago stock&people, imago/teutopress)
 

„Er“ war Alfred Neven DuMont, der Kölner schlechthin, der gelegentlich auch als „Sir Alfred“ tituliert wurde und nicht nur die Medienmacht in der Domstadt repräsentierte, sondern eines der drei wichtigsten Medienhäuser in dieser Republik führte. „Wer etwas werden wollte in dieser Stadt, musste sich um eine Audienz bei ihm bemühen“, erzählt einer derjenigen, der damals die Entscheidung treffen musste und sein Tonfall bewegt sich dabei in einer Mischung aus Respekt und Angst, dass die mögliche Wahl dem Patriarchen nicht gefallen könnte; zumal aus dem Hause DuMont überliefert war, dass man sich zumindest anfangs auch öffentlich über die vermeintlich unabhängige Kandidatin von Christdemokraten, Grünen und Liberalen gefreut habe, die sich anschicken soll, den aktuellen sozialdemokratischen Amtsinhaber zu beerben, der nicht mehr antritt.

Diese kleine Episode erzählt viel über Alfred Neven DuMont, den Großverleger, der gleichzeitig immer ein waches Auge für die Vorgänge in seiner Stadt hatte und sich an keiner Stelle scheute, seine Ansichten auch öffentlich zu vertreten. Wenn ihm etwas nicht gefiel, griff er nicht selten in die Tasten und verfasste einen Kommentar, der wenig später auf dem Tisch des jeweiligen Chefredakteurs landete und der anschließend – natürlich unkorrigiert – im Blatt stand. Mindestens einmal im Jahr erklärte er den Kölnern und den jeweiligen politischen Repräsentanten, warum er zu dem Urteil kam, dass sie die Stadt unter Wert regierten; nicht selten spürte man eine gewisse Abneigung gegen Parteien und deren nicht immer transparente Entscheidungsfindung.

 

Als ihn kürzlich eine andere Kölner Größe, der Musiker Peter Brings, in der Rolle des „Chefredakteurs für einen Tag“ zu seiner Heimatstadt befragte, war das Gespräch eigentlich beendet, als Neven DuMont dem verdutzten Interviewer erklärte, dass er eine Frage vergessen hätte: die nach dem möglichen Oberbürgermeister der Stadt, die sogleich beantwortet: „Der sollte schon den Namen Adenauer tragen“. Dabei dachte er an einen Neffen des großen Alten, der in der Stadt eine gewisse Rolle spielt, sich allerdings eher um lukrative Immobiliengeschäfte kümmert, was Neven DuMont nicht hinderte, diesen Vorschlag zu platzieren. Er hat seine Medienmacht frühzeitig über die Grenzen der Stadt hinaus ausgebaut, sich in München, Frankfurt und Berlin unternehmerisch engagiert und darüber hinaus – mit Hilfe seines Freundes Hans Dietrich Genscher – in Halle die „Mitteldeutsche Zeitung“ übernommen. Die Nähe zu Genscher hat mit seiner liberalen Orientierung zu tun, die sich nicht nur darin zeigte, dass er auch in diesen Tagen vehement für die Aufnahme von Flüchtlingen in Deutschland warb. In der Spitze verantwortete die ihm zur Hälfte gehörende Verlagsgruppe Tageszeitungen mit weit mehr als einer Million Auflage. Gerade in der jüngeren Vergangenheit waren allerdings etliche Investitionen und Zukäufe nicht nur einträglich, allein das Engagement bei der „Frankfurter Rundschau“ bescherte zweistellige Millionenverluste, die den Verlag arg belasteten. Zu Jahresbeginn erklärte der damals 87 Alfred Neven DuMont dann, dass er sich nach 25 Jahren das Amt des Aufsichtsratsvorsitzenden abgeben wolle und sich von nun an mit dem Ehrenvorsitz des Gremiums bescheide. Dem war ein erbitterter Streit mit seinem Sohn Konstantin vorausgegangen, der am Ende seine Anteile verkauft und den Konzern verlassen hat.

Der liberale Patriarch Alfred Neven DuMont ist am Sonnabend im Alter von 88 Jahren verstorben.

Traueranzeige

02.06.2015 um 10:48 Uhr von WESER-KURIER
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Verleger Alfred Neven DuMont gestorben

02.06.2015 um 10:48 Uhr von WESER-KURIER
 
Kölner Zeitungs-Urgestein
 
31.05.2015
Alfred Neven DuMont © dpa
Der Verleger Alfred Neven DuMont starb im Alter von 88 Jahren. Foto: Federico Gambarini (dpa)
 

Als Verleger war er ein Urgestein, als Herausgeber ein mutiger Patriarch: Der Kölner Journalist Alfred Neven DuMont ist tot. Der Herausgeber und langjährige Aufsichtsratsvorsitzende des Verlags starb am Samstag im Alter von 88 Jahren, wie das Medienhaus M. DuMont Schauberg (MDS) am Sonntag mitteilte.

Neven DuMont galt als Patriarch mit großem Einfluss und als eine der letzten großen Verlegerpersönlichkeiten der Nachkriegszeit in Deutschland. Das auch nach seiner Familie benannte Medienhaus prägte er über Jahrzehnte. 'Der Gründungsherausgeber der rheinischen Boulevardzeitung 'Express' hat maßgeblich die Geschicke der Zeitungen, allen voran des 'Kölner Stadt-Anzeiger', beeinflusst', sagte der MDS-Aufsichtsratsvorsitzende Christian DuMont Schütte. 'Der Verlust meines langjährigen Partners trifft mich schwer.'

Neven DuMont wurde als Spross einer Kölner Verlegerdynastie geboren, die bis ins 17. Jahrhundert zurückreicht. Obwohl er sich in München als Schauspieler und Regieassistent etabliert hatte, ging er in die USA, um das Medienwesen zu studieren. 1953 trat er in den Verlag seines Vaters ein und übernahm die publizistische Leitung beim 'Kölner Stadt-Anzeiger'. Den 'Express' gründete Neven DuMont Mitte der 1960er Jahre.

1966 heiratete Neven DuMont Hedwig von Auersperg. Ihr ältester Sohn Markus, ein Künstler, starb 1995. Die jüngeren Kinder sind Isabella (47) und Konstantin (45).

Neven DuMont setzte in all seinen Jahrzehnten an der Verlagsspitze vor allem auf guten Journalismus als Konstante: 'Qualität ist das einzige, was letzten Endes zählt', mahnte er seine Branche. 'Eigentlich dienen wir im demokratischen Sinn den Bürgern. Um sie möglichst gut zu informieren, ihnen eine möglichst große Meinungsvielfalt zu liefern.'

'Mit Alfred Neven Dumont verliert die deutsche Presselandschaft eine ihrer herausragenden Unternehmerpersönlichkeiten', würdigten Geschäftsführung und Chefredaktion der dpa den verstorbenen Kölner Verleger. 'Der Deutschen Presse-Agentur war er als ein stets konstruktiver, aber auch kritischer Begleiter verbunden.'

In der MDS-Gruppe erscheinen heute auch die 'Kölnische Rundschau', die 'Berliner Zeitung', die 'Mitteldeutsche Zeitung', die 'Hamburger Morgenpost', die 'Berliner Zeitung' und der 'Berliner Kurier' mit einer täglichen Gesamtauflage von mehr als einer Million. Zur Gruppe gehören auch der Buchverlag DuMont und Beteiligungen an Radio- und Fernsehsendern und Anzeigenblättern. (dpa)