Günter Grass

Günter Grass

* 16.10.1927 in Schriftsteller
† 13.04.2015 in Schriftsteller
Erstellt von
Angelegt am 15.04.2015
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Über den Trauerfall (5)

Hier finden Sie ganz besondere Erinnerungen an Günter Grass, wie z.B. Bilder von schönen Momenten, die Trauerrede oder die Lebensgeschichte.

14.04.2015 um 16:02 Uhr von WESER-KURIER
Foto 1 für Günter Grass

Hintergrund: Werke von Günter Grass seit den 50ern

14.04.2015 um 16:05 Uhr von WESER-KURIER
Günter Grass © dpa
Günter Grass am 04.12.1976 am Rande der Stuttgarter Buchwoche.
 
Günter Grass zählte zu den bedeutendsten deutschen Schriftstellern der Gegenwart. Foto: Norbert Försterling (dpa)
 

«Die Vorzüge der Windhühner» (1956): Sein erster Gedichtband enthält auch Zeichnungen. Es folgen die Lyrik-Werke «Gleisdreieck» (1960) und «Ausgefragt» (1967).

 

«Die Blechtrommel» (1959): Mit satirischer Überzeichnung und grotesker Verzerrung setzt sich Grass mit der Nazizeit auseinander. Das Werk wird später mit der Novelle «Katz und Maus» (1961) und dem Roman «Hundejahre» (1963) zur «Danziger Trilogie» zusammengefasst.

 

«Die Plebejer proben den Aufstand» (1966): In dem Drama widmet sich Grass dem Versagen der Intellektuellen beim Aufstand in der DDR 1953. Weitere Stücke sind «Die bösen Köche» (1956), «Hochwasser» (1957) und «Onkel, Onkel» (1958).

 

«Örtlich betäubt» (1969): Der Roman behandelt die Studentenrevolte.

 

«Aus dem Tagebuch einer Schnecke» (1972): Die Erzählung beschreibt den Bundestagswahlkampf 1969, in dem Grass den SPD-Kanzlerkandidaten Willy Brandt (gestorben 1992) unterstützte.

 

«Der Butt» (1977): Grass zeichnet die Männerherrschaft von der Steinzeit bis ins Raketenzeitalter als Epoche der Gewalt und lässt diese in einem Frauentribunal enden.

 

«Das Treffen in Telgte» (1979): Die Erzählung versetzt ein Treffen der Schriftsteller-Gruppe 47 in die Zeit des Dreißigjährigen Krieges.

 

«Die Rättin» (1986): Das apokalyptische Prosawerk thematisiert die düstere Zukunft der Menschheit.

 

«Unkenrufe» (1992): Die Erzählung beschreibt die politischen Annäherungsversuche zwischen Deutschland und Polen.

 

«Ein weites Feld» (1995): Der Roman spielt in der DDR zwischen Mauerbau und deutscher Vereinigung.

 

«Mein Jahrhundert» (1999): In 100 Kapiteln entwirft Grass sein persönliches Panorama des 20. Jahrhunderts.

 

«Im Krebsgang» (2002): Thema der Novelle ist der Tod Tausender Flüchtlinge beim Untergang des Schiffes «Wilhelm Gustloff» im Mai 1945.

 

«Letzte Tänze» (2003): Gedichte aus der Sicht des begeisterten Tänzers Grass. Seine dazu gestellten Zeichnungen zeigen tanzende und kopulierende Paare.

 

«Lyrische Beute»» (2004): Der Band umfasst 140 Gedichte aus 50 Jahren und 100 Zeichnungen.

 

«Beim Häuten der Zwiebel» (2006): In seiner Autobiografie der Jugend-, Kriegs- und Nachkriegszeit bis 1959 bekennt Grass erstmals, als 17- Jähriger Mitglied der Waffen-SS gewesen zu sein.

 

«Dummer August» (2007): In sehr emotionalen, teils polemischen Gedichten verarbeitet der Schriftsteller die Reaktionen auf sein Waffen-SS-Eingeständnis. Er empfand sie als mediale Hinrichtung.

 

«Die Box» (2008): Das autobiografische Buch porträtiert aus der Sicht der Kinder den berühmten Vater.

 

«Unterwegs von Deutschland nach Deutschland» (2009): Mit diesem 1990 geschriebenen Tagebuch will Grass 20 Jahre nach dem Mauerfall die Fehler der Deutschen Einheit aufzeigen.

 

«Grimms Wörter. Eine Liebeserklärung» (2010): Das Buch erzählt das Leben der Brüder Jacob und Wilhelm Grimm im 19. Jahrhundert. Dabei findet Grass immer wieder Parallelen zu seinem eigenen Leben.

 

«Was gesagt werden muss» (2012): In dem Gedicht, das als Aufruf gedacht ist, warnt der Autor vor einem atomaren Erstschlag Israels gegen den Iran. Die Regierung in Tel Aviv gefährde den Weltfrieden.

 

«Eintagsfliegen» (2012): Der Gedichtband enthält 87 Texte, sehr persönliche, aber auch politische - so eine Liebeserklärung an Deutschland («Trotz allem»). In dem Gedicht «Ein Held unserer Tage» lobt Grass einen Atomtechniker, der das Nuklearprogramm Israels publik machte, und verärgert damit erneut die Regierung in Tel Aviv.

 

«Willy Brandt - Günter Grass. Der Briefwechsel» (2013, Hrsg. Martin Kölbel): Erstmalige Veröffentlichung sämtlicher Korrespondenzen zwischen dem SPD-Politiker und Grass seit 1961.

 

«Sechs Jahrzehnte. Ein Werkstattbericht» (2014, Hrsg. G. Fritz Margull und Hilke Ohsoling): Grass lässt den Leser teilhaben an seinem Leben, seinem Schreiben, seiner Bildhauerei.

Grass warnte vor einem «dritten großen Krieg»

14.04.2015 um 16:03 Uhr von WESER-KURIER

 

«Wir steuern auf den dritten großen Krieg zu», sagte der Literaturnobelpreisträger in einem Interview der spanischen Zeitung «El País», das nach Angaben des Blattes am 21. März in Lübeck geführt und am Dienstag erstmals veröffentlicht wurde. «Es gibt überall Krieg. Wir laufen Gefahr, die selben Fehler wie früher zu machen. Ohne es zu merken, als wären wir Schlafwandler, können wir in einen neuen Weltkrieg gehen», warnte er.

Neben den vielen politischen Konflikten beklagte Grass im Gespräch auch «das soziale Elend überall auf der Welt» sowie die Probleme der Überbevölkerung und des Klimawechsels, «deren Folgen gar nicht beachtet werden». «Es gibt ein Treffen nach dem anderen, aber die Problematik bleibt bestehen: Es wird nichts getan», meinte er. Der Autor des Romans «Die Blechtrommel» war am Montagmorgen im Alter von 87 Jahren in einem Lübecker Krankenhaus gestorben.

 

Günter Grass © dpa
Ein Kondolenzbuch im Günter-Grass Haus in Lübeck. Foto: Christian Charisius (dpa)
 

Die Gedenkfeier für Grass soll Anfang Mai im Lübecker Theater stattfinden. «Wir sprechen mit der Familie des gestorbenen Literaturnobelpreisträgers und offiziellen Stellen in Berlin noch das Datum und den Ablauf ab», sagte der Leiter des Günter Grass-Hauses, Jörg-Philipp Thomsa, am Dienstag. Grass habe ihm zu Lebzeiten gesagt, im Todesfall mit einem Gedenken im Lübecker Theater einverstanden zu sein. Zahlreiche Gäste aus dem In- und Ausland, darunter der Schauspieler Mario Adorf und der «Blechtrommel»-Filmregisseur Volker Schlöndorff, würden erwartet, sagte Thomsa. Bei der Trauerfeier werde möglicherweise aus Grass-Texten gelesen werden.

Eine Beerdigung ist vorgesehen, über den Ort und Termin machte das Sekretariat Günter Grass am Dienstag keine Angaben. Am selben Tag trugen sich im Grass-Haus in Lübeck Besucher in das ausgelegte Kondolenzbuch ein. Am Nachmittag wurde im Grass-Haus Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Torsten Albig erwartet.

Punk-Ikone Nina Hagen, Schriftsteller Feridun Zaimoglu und andere Weggefährten von Grass werden am 26. April in Hamburg in einer konzertanten Lesung an den Schriftsteller erinnern. «Es ist für mich, als wäre ein Familienmitglied gestorben: Günter Grass war ein großer Dichter - und ein großer Mensch», sagte Zaimoglu, der Ende Februar noch zu den Teilnehmern von Grass' 10. Lübecker Autorentreffen gehörte. Wie das Festival «Lesen ohne Atomstrom - Die erneuerbaren Lesetage» mitteilte, hatte Grass bei der konzertanten Lesung zum fünfjährigen Bestehen des Festivals nochmals auftreten wollen. 2011 hatte Grass vor dem abgeschalteten Atomkraftwerk Krümmel in Geesthacht bei Hamburg gelesen.

Traueranzeige

14.04.2015 um 15:54 Uhr von WESER-KURIER
Hier können Sie die Traueranzeige platzieren, andere Bilder hochladen oder freien Text verfassen.

Günter Grass ist tot

14.04.2015 um 15:54 Uhr von WESER-KURIER

 

Lübeck (dpa) - Nach dem Tod von Literaturnobelpreisträger Günter Grass laufen die Vorbereitungen für eine große Trauerfeier der Stadt Lübeck.

 

Nähere Angaben über den Rahmen und den Ablauf konnte die Stadtverwaltung zunächst noch nicht nennen. Grass war am Montagmorgen im Alter von 87 Jahren in einem Lübecker Krankenhaus gestorben. Seine Familie war bei ihm. Seit mehr als einem Vierteljahrhundert hatte der Autor des Romans «Die Blechtrommel» in Behlendorf bei Lübeck gewohnt.

Die Todesnachricht löste ein internationales Echo aus. EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker würdigte Grass als «großen Europäer», der sich immer für die Schwachen und die Verlierer eingesetzt habe. Der linke griechische Regierungschef Alexis Tsipras erklärte am Abend, «Griechenland hat einen wertvollen Freund verloren». Grass hatte 2012 mit seinem Gedicht «Europas Schande» den Griechen beigestanden.

Literaturnobelpreisträger Mario Vargas Llosa sagte der Deutschen Welle: «Günter Grass wird ohne jeden Zweifel als einer der bedeutendsten Autoren unserer Zeit in Erinnerung bleiben. Ich denke, dass er einer der wichtigsten Schriftsteller des 20. Jahrhunderts ist.»

In Polen wurde Grass besonders gewürdigt. Wenige hätten so viel wie Grass zur Verbesserung der deutsch-polnischen Beziehungen beigetragen, sagte der polnische Schriftsteller Pawel Huelle («Weiser Dawidek»). Grass stammte aus Danzig und war Ehrenbürger der Stadt. Danzigs Bürgermeister Pawel Adamowicz bezeichnete Grass als «einen von uns». «Er war unser Landsmann». In der städtischen Galerie in Danzig ist ein Kondolenzbuch ausgelegt.

In Israel wurde auch Kritik laut an Grass. Der Verband hebräischsprachiger Schriftsteller in Israel würdigte zwar die literarischen Verdienste von Grass. Zugleich bleibe der Autor jedoch auch nach seinem Tod umstritten. Denn Grass habe bis zu seinem Tod «keine Reue über seine harten anti-israelischen Äußerungen gezeigt».

Der Zentralrat der Sinti und Roma bezeichnete Grass als engen Freund und Förderer. «Europas Umgang mit seiner größten Minderheit hat Günter Grass seit vielen Jahren bewegt», teilte der Zentralratsvorsitzende Romani Rose mit. 1997 gründete Grass in Lübeck gemeinsam mit seiner Frau die «Stiftung zugunsten des Romavolks».

In Deutschland hatten Politiker und Kulturschaffende Grass' literarische Verdienste und sein politisches Engagement für sozial Benachteiligte und die Demokratie hervorgehoben. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sagte, «mit dem Tod von Günter Grass verliert die Bundesrepublik Deutschland einen Künstler, von dem ich mit tiefem Respekt Abschied nehme». Bundespräsident Joachim Gauck würdigte Grass als einen großen Autor und streitbaren politischen Geist. Der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel nannte Grass einen Wegbegleiter, engen Freund und Ratgeber der deutschen Sozialdemokratie.

Auch der Schriftsteller Uwe Tellkamp verneigte sich vor Grass. «Er war ein Klassiker schon zu Lebzeiten», erklärte Tellkamp der Deutschen Presse-Agentur. «Er hatte eine Meinung - man musste sie nicht teilen, aber er hatte eine. (...) Verbeugung, Günter Grass: Sie waren ein seltener Kerl.»