Siegfried Rauch

Siegfried Rauch

* 02.04.1932 in Schauspieler
† 11.03.2018

Angelegt am 12.03.2018
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Über den Trauerfall (2)

Hier finden Sie ganz besondere Erinnerungen an Siegfried Rauch, wie z.B. Bilder von schönen Momenten, die Trauerrede oder die Lebensgeschichte.

Der Star, dem wir vertrauten

12.03.2018 um 13:34 Uhr von WESER-KURIER
Deutschland trauert um Siegfried Rauch: Der Schauspieler ist bei einem Treppensturz in seinem Wohnort Untersöchering südlich von München tödlich verunglückt. Er wurde 85 Jahre alt. (Hannes Magerstaedt/Getty Images,)
 

Der Schauspieler Siegfried Rauch ist tot. Der „Bergdoktor“-Star und langjährige „Traumschiff“-Kapitän ist am Sonntagabend tödlich verunglückt. Der Unfall ereignete sich in seinem Wohnort Untersöchering, im südlich von München gelegenen Oberland. Medienberichten zufolge sei Rauch bei einer Feier der Freiwilligen Feuerwehr eine Treppe hinuntergestürzt und erlag seinen Verletzungen noch am Unglücksort. Er wurde 85 Jahre alt. Siegfried Rauch hinterlässt seine Frau Karin, mit der er seit 1964 verheiratet war. Mit ihr hatte er auch zwei Söhne.

 

Noch am Sonntagnachmittag konnten die Zuschauer Siegfried Rauch ganz groß im Fernsehen erleben: Die ARD wiederholte seine beiden „Ruf der Berge“-Alpendramen, die sich vor der Kulisse des Wilden Kaisers in Tirol abspielen. Ein Schauplatz, der wie gemacht ist für einen kantigen Typen wie ihn. Der vom Ammersee stammende Siegfried Rauch war ein Naturfreund durch und durch. Im Jahr 2016 wurde er zum Botschafter der Bayerischen Seenschifffahrt ernannt. 2017 wurde er mit der Bayerischen Heimatmedaille des Freistaats Bayern und dem „Kaiser Stern“ des Tourismusverbands Wilder Kaiser ausgezeichnet.

 

Siegfried Rauch dachte nie ans Aufhören. Vor einigen Jahren sagte der Star im Interview: 'Ich habe schon viel erlebt und muss mir nichts mehr beweisen. Doch das Leben bereitet einen solchen Hunger auf mehr, dass man sich dem nicht entziehen kann.' (ARD / Erika Hauri)
 

Ins Oberland, in die Nähe von Riegsee und Staffelsee, zog es ihn schon vor Jahrzehnten. Die Entscheidung, fernab eines Großstadtgetummels zu leben, fällte er in den 70er-Jahren gemeinsam mit seiner Frau Karin. Dabei gab es genau zu jener Zeit eine durchaus reizvolle Alternative: „Ich hätte auch nach Hollywood gehen können“, erinnerte er sich in einem Interview ziemlich unbeeindruckt.

 

Immer wieder gerne plauderte Rauch über die Zeit, als er mit Steve McQueen (er wurde zu einem engen Freund Rauchs und war Pate seines ersten Sohnes) den Rennfahrerfilm „Le Mans“ (1971) drehte oder an der Seite von Donald Sutherland spielte. Unvergessen auch sein Auftritt als Captain Oskar Steiger in „Patton“ (1970). „Das war schon toll, aber ich fühlte mich in Amerika immer ein bisschen heimatlos und verloren. Und ich wollte mich irgendwann nicht mehr nur auf Englisch und Französisch unterhalten. Das sind ja nicht meine Sprachen. Ich hatte Lust, mal wieder etwas Deutsches zu machen.“

 

In 'Der Ruf der Berge' spielte Siegfried Rauch, hier mit Schauspielkollegin Marita Marschall, einen aus den USA heimkehrenden Hundepsychologen. Auch privat war der Bayer seiner Heimat eng verbunden. (ARD / Erika Hauri)
 

Das Wort „Karriereloch“ ist für ihn immer ein Fremdwort geblieben. Seine Vielseitigkeit verhalf ihm auf Bühne und Leinwand immer wieder zu bemerkenswerten, oft unvergessenen Rollen. Serien wie „Eine glückliche Familie“ (1987-1993) mit Maria Schell machten ihn endgültig zum Publikumsliebling. 1993 bis 1997 verkörperte er in der Serie „Wildbach“ den Chef eines Bergrettungstrupps, von 1999 bis 2013 war Rauch der Kapitän Jakob Paulsen in der ZDF-Serie „Das Traumschiff“. Schon seit 2008 stand er in der Serie „Der Bergdoktor“ als Dr. Roman Melchinger vor der Kamera. Was alle Rollen auszeichnete, war eine glaubwürdige Bodenhaftung, eine Liebe zu den Menschen und zur Heimat. Siegfried Rauch stand über drei Jahrzehnte hinweg für identitätsstiftendes Fernsehen im besten Sinne.

 

„Heimat bedeutet für mich, dort zu leben, wo die Wurzeln und Erlebnisse meiner Kindheit liegen“, betonte der Schauspieler. „Bayern ist meine Heimat. Wo meine Sprache gesprochen wird und die Berge vor der Tür liegen.“ Jedes Mal, wenn er in sein kleines Dorf Untersöchering in der Nähe von Murnau zurückkehrt, in dem er sich mit seiner Frau Karin ein altes Bauernhaus kaufte, fühle er sich „wie umarmt“, schwärmte Siegfried Rauch: „Es sind die Sehnsüchte nach heimatlichen Gefilden, Geborgenheit und Familie, die die Menschen in der heutigen Zeit wieder verstärkt zu diesen Gefühlen hinreißen“, erklärte er tiefsinnig.

 

Als sympathischer Kapitän Paulsen schipperte Siegfried Rauch (links, mit seinen Kollegen Heide Keller und Horst Naumann) von 1999 bis 2014 über die Weltmeere. (ZDF / Dirk Bartling)
 

Das Fernweh stand für Rauch nie im Widerspruch zur Heimatliebe. Für ihn gehörte beides zusammen. „Für eine Serie weilte ich mal ein halbes Jahr in Neuseeland. Ich als Naturmensch war begeistert. Doch irgendwann merkte ich, dass etwas fehlt. Es gibt dort keine alten Gebäude. Alles ist modern und neu. Eine von Einheimischen empfohlene Kirche entpuppte sich als weiße Bretterbude. Und auch der dort angrenzende, als alt geltende Pub stammte aus dem 20. Jahrhundert. Was haben wir gelacht, als ich von deutschen Bauernhöfen aus dem 16. und 17. Jahrhundert erzählte und mir keiner glauben wollte.“

 

Siegfried Rauch reiste immer gerne. „Ich hasse Bequemlichkeit“, sagte er. „Klar habe ich schon viel erlebt und muss mir nichts mehr beweisen. Doch das Leben bereitet einen solchen Hunger auf mehr, dass man sich dem nicht entziehen kann.“ Dabei war ihm Luxus auf keinen Fall das Wichtigste. Den Urlaub verbrachte er gerne in der Toskana in seiner Casetta. „Waschen im kalten Fluss, spärliches Mobiliar sowie das Meer vor der Tür.“ Mehr brauche er nicht, bekannte Rauch in einem Interview.

 

Als Dr. Roman Melchinger in 'Der Bergdoktor' stand Siegfried Rauch bis zum Schluss vor der Kamera, er war seit 2008 fester Bestandteil der Erfolgsserie. 2015 wurde er sogar zum beliebtesten TV-Arzt gewählt. (Hannes Magerstaedt/Getty Images,)
 

Zu Hause in Deutschland hackte er das Brennholz immer noch selbst. „Ich bleibe aktiv und denke auch beruflich noch nicht ans Aufhören.“ Der Jugendwahn sei zum Glück vorbei, sodass selbst er sich in seinem Alter, wie in „Der Ruf der Berge“ (2005 und 2007), noch in eine jüngere Kollegin verlieben durfte. „Ich konnte noch nie verstehen, warum sich Menschen älter oder jünger machen.“ Gerade im Beruf des Schauspielers komme es auf die Selbsteinschätzung und das Können an.

 

Zum Glück habe er sich selbst immer die passenden Rollen aussuchen können, meinte Rauch. Er hat auf Französisch und Englisch gedreht, Musical und Theater, mal Pfarrer, mal Gangster gespielt. „Doch leider wurde der Beruf des Schauspielers mittlerweile kultiviert: Man spielt größtenteils nur sich selbst. Schnell legen die Zuschauer einen auf eine Rolle fest, wie man bei Horst Tappert gesehen hat. Es hieß nur noch 'Schau da kommt Derrick' und nicht Kollege Tappert.“ Die Kunst des sich Hineinversetzens in unterschiedliche Rollen sei so fast verschwunden, klagte er einmal.

 

Siegfried Rauch hätte in seinem Leben viele Optionen aufs Ausland gehabt. Aber 'Heimat bedeutet für mich, dort zu leben, wo die Wurzeln und Erlebnisse meiner Kindheit liegen', betonte der Schauspieler. (Matthias Nareyek/Getty Images)
 

Als ein positives Beispiel nannte er in diesem Zusammenhang seinen langjährigen Freund Robert Duvall. „Der kann wie auf Knopfdruck vom Kaugummi kauenden Cowboy auf einen deutschen Offizier oder einen grausamen Mörder umschalten. Steck' ihn in ein Kostüm, und seine Persönlichkeit verwandelt sich.“ Aber ihm, als „Traumschiff“-Kapitän, meinte Rauch einmal, würde das Publikum keinen blutrünstigen Massenmörder mehr abnehmen. Nicht, weil er die Rolle nicht ausfüllen könnte, sondern weil ihn das Publikum so nicht sehen wolle. Einer, der so in sich ruht, wie Siegfried Rauch, kann einfach kein Mörder sein ... Egal, was Siegfried Rauch spielte, er war der Star, dem alle vertrauten. Worauf diese besondere Ausstrahlung, derer er sich durchaus bewusst war, fußte, lag für Siegfried Rauch auf der Hand: Es habe mit Herkunft und Heimat zu tun, mit einem Zuhause auf dem Lande, erklärte er: „Da hat man einfach mehr Zeit zum Nachdenken. Denn Kraft kann nur aus der Ruhe kommen, nicht aus der Hektik und der Nervosität.“

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12.03.2018 um 13:34 Uhr von WESER-KURIER
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