Über den Trauerfall (1)
Hier finden Sie ganz besondere Erinnerungen an Reinhard Heins, wie z.B. Bilder von schönen Momenten, die Trauerrede oder die Lebensgeschichte.
Trauerrede zur Seebestattung am 18.10.2013
29.10.2013 um 08:34 Uhr von WernerLiebe Verwandte, Freunde und Bekannte, liebe Trauergäste.
Einen Menschen loslassen, ist eine schwere Erfahrung. Mit dem Tode eines Menschen verliert man vieles - aber niemals die mit ihm verbrachte Zeit.
Auch nach kurzer und schwerer Krankheit scheint der Tod oft als Erlösung. Und doch bleiben wir trauernd zurück und werden uns der Lücke bewusst, die bleibt, wenn ein geliebter Mensch stirbt.
Ein amerikanischer Schriftsteller hat einmal gesagt:
Da ist ein Land der Lebenden und da ist ein Land der Toten; als Brücke dazwischen ist unsere Liebe.
Da ist ein Land der Lebenden. Wir alle hier haben dieses Land mit Reinhard Heins erlebt. Manche von uns sind mit ihm einige Schritte gegangen, andere fast den gesamten Lebensweg. Über die Zeit im 'Land der Lebenden', gemeinsam mit ihm, haben wir viele Erinnerungen und können sehr viel erzählen. Gerade in den letzten Tagen sind viele dieser Erinnerungen wieder wach geworden.
Geboren wurde Reinhard als erster Sohn des Ehepaares Ruth und Kurt Heins auf einem Bauernhof im Langwedeler Moor bei Daverden. Zusammen mit dem Zweitgeborenen Sohn Werner verbrachte er seine Kindheit dort, wo der Hund Caro begraben war. Im Vorschulalter zog die junge Familie Heins nach Bremen-Findorff, wo Reinhard seine weitere Kindheit und seine Jugend verbrachte. Schon damals vermochte ihn nichts zu halten, wenn es um Mopets, Motorräder und Autos ging. Seine anschließende Lehre als Kfz-Mechaniker war da nur konsequent. Unvergessen war seine Fähigkeit, „mal eben“ am Straßenrand oder auf „Vadders Parzelle“ Auto-Motoren aus- und wieder einzubauen und sie zum laufen zu bringen. Überhaupt war er ein Mensch der Mechanik.
Auch die 8-jährige Bundeswehrzeit als „Neukirch“ in der Fahrbereitschaft der Caspari-Kaserne in Delmenhorst entsprach seinem Naturell und hat ihm viel Spaß bereitet.
Aus der Ehe mit seiner “Banktaube Birgit“ ging im Jahre 1977 Sohn Christian hervor. Die kleine Familie lebte zunächst in Osterholz-Tenever bevor sie 1980 in ein Reihenhaus in Bremen-Habenhausen zog.
Reinhard entdeckte nun seine eigentliche Passion. Er machte für alles was Räder hat seine Fahrberechtigung, wurde Fahrlehrer und gründete 1984 seine eigene Fahrschule in Bremen-Arsten. Mit sehr großem Engagement bereitete er seine Fahrschüler auf die Widrigkeiten des Straßenverkehrs vor. Einige Tausend mögen es wohl in all den Jahren gewesen sein. Ja sogar die Mitarbeiterin vom Bestattungsinstitut einschließlich ihrer Kinder haben in der „Fahrschule Heins“ den Führerschein gemacht. Aufgrund seines erheblichen Fachwissens, seines sehr lebhaften Unterrichts und seiner charismatischen Art wurde er von den meisten seiner Fahrschüler nur „Heinzi“ genannt. Auch im Fahrlehrer-Kollegenkreis war er anerkannt und sehr geschätzt.
Reinhards Improvisationstalent war legendär. Sogar ein „McGyver“ hätte sich daran messen lassen müssen. So hatte er mal bei einem Picknickausflug aus einem Radkreuz einen Grill gebaut weil jemand den Grillrost vergessen hatte. Beim Zeltaufbau ersetzten Autospiegel und Griffe die auch vergessenen Zeltheringe…und…und…und.
In den 80-er Jahren entdecke Reinhard seine maritime Ader. Er machte den Sportbootführerschein und kaufte sich ein Kajütboot um fortan Familienausflüge auf dem Wasser zu organisieren.
Ein Meister war Reinhard auch, wenn es um Musik-Oldies ging. In seinem Fahrschul- Autoradio war „Bremen 1 – Der Oldiesender“ fest einprogrammiert, manches mal sehr zum Leidwesen seiner jungen Fahrschüler. Ein Ansingen oder An-pfeifen eines Oldies reichte ihm schon, um ihm Titel, Interpret und Erscheinungsjahr zu entlocken.
Sehr gerne hat er auch Motorradtouren organisiert. Unvergesslich wird uns bleiben, als sich Reinhard auf einer Motorrad-Dolomiten-Tour rückwärts sitzend hinter dem Fahrer auf dem Motorrad-Beifahrersitz schnallen ließ, um während der Fahrt bessere Fotos zu machen.
In Erinnerung wird uns auch bleiben, als er einmal spontan Pizza essen gehen wollte. Er setzte sich dazu in sein Auto, fuhr „mal eben“ nach Italien zum Gardasee und bestellte sich dort in einem Restaurant seine Lieblingspizza.
Reinhard Heins lebte und liebte seine Fahrschule, sie war sein ein und alles. Umso stolzer machte es ihn, dass sein Sohn Christian erfolgreich in seine Fußstapfen getreten ist und sie zusammen eine zweite Fahrschule gegründet haben. Ab und zu konnte man sehr gut den weichen Kern in seiner harten Schale erkennen , wenn es um dieses Thema ging.
Die letzten 5 Jahre verbrachte Reinhard nach seiner Trennung von Birgit in Bremen-Marßel zusammen mit seiner Freundin Ingrid , mit der er sehr glücklich zusammen lebte. Er verlor jedoch nie den Kontakt zu seiner Familie.
Wir haben mit Reinhard Heins einen charakterstarken Menschen verloren, der nicht nur mit Lust und Laune intensiv gelebt hat, sondern auch intensiv gestorben ist. Obwohl er durch seine Krankheit sehr geschwächt war, nahm er bis zum Schluss sein Leben selbst in die Hand. So kannte man ihn eben. Selbst seinen Tod hat er keinem anderen überlassen.
Das war das Land der Lebenden, über das Land der Toten können wir nichts sagen. Dahin ist er nun unterwegs. Wir wissen nicht, wie es dort sein wird und was ihn dort erwartet. Wir können ihm nur hilflos nachblicken. Wir geben ihm aber unsere guten Wünsche mit für die Wege, die er nun geht, für das Land, das ihn erwartet.
Tschüss Reinhard, bis irgendwann, bis auch wir über diese Brücke gehen werden.