Arnold Schütz

Arnold Schütz

* 19.01.1935 in Werder-Legende
† 14.04.2015 in Werder-Legende
Erstellt von
Angelegt am 15.04.2015
4.201 Besuche

Über den Trauerfall (2)

Hier finden Sie ganz besondere Erinnerungen an Arnold Schütz, wie z.B. Bilder von schönen Momenten, die Trauerrede oder die Lebensgeschichte.

Nachruf auf eine Werder-Legende

15.04.2015 um 09:56 Uhr von WESER-KURIER

 
Pico Schütz: Für immer ein Bremer Junge
 
Heinz Fricke 15.04.2015 
Einer, der vornweg ging: Arnold Schütz, den alle nur Pico nannten, im August 1971 im Bundesliga-Einsatz. Neun Monate später been
Einer, der vornweg ging: Arnold Schütz, den alle nur Pico nannten, im August 1971 im Bundesliga-Einsatz. Neun Monate später beendete er 37-jährig seine Karriere. (imago)
 

Es ging ihm schon eine ganze Weile schlecht. „Pico ist im Moment nicht gut drauf“, sagte Ehefrau Ursula einige Tage vor seinem 80. Geburtstag am 19. Januar. Ein Oberschenkelhalsbruch hatte ihn außer Gefecht gesetzt, doch das war nicht alles. Die Lebensuhr des Mannes, den die Bremer über Jahrzehnte hinweg in Weserstadion nur als Ausbund scheinbar unerschöpflicher Kraft kennengelernt hatten, schien abzulaufen, seine Freunde und Angehörigen merkten es.

Die Geschichte von Arnold „Pico“ Schütz ist eine ganz besondere. Weil sie so wenig von dem hat, was ansonsten Fußball-Helden auszeichnet. Schütz bestritt nie ein Länderspiel, er ließ sich nie von einem der reichen Vereine abwerben, und er hat es Zeit seines langen Fußballer-Lebens immer abgelehnt, nur Fußball zu spielen. „Nur Training, und denn den ganzen Tag auf dem Sofa, das ist nichts für mich“, hat er einmal gesagt, als neben ihm in der Werder-Mannschaft schon vorwiegend Vollprofis standen. Und so ging er werktags immer zur Arbeit. Erst frühmorgens als Küper in den Hafen, später als Schadensbesichtiger einer Versicherungsgesellschaft, zum Schluss als Repräsentant einer Sportartikel-Firma. „Manchmal war er so müde, dass er auf dem Weg zum Hafen schon in der der Straßenbahn eingeschlafen ist“, erinnert sich seine Ehefrau.

Doch Pico wollte es nicht anders und war immer überzeugt: „Ich habe als Fußballer so lange durchgehalten, weil mein Lebenslauf so geordnet war.“ Zu dieser Ordnung hat er allerdings selbst ein Gutteil beigetragen: Das letzte Bier wurde immer mittwochs getrunken, die letzte Zigarette am gleichen Abend ausgedrückt. All das trug zu einigen Bestmarken bei, die wohl für die Ewigkeit Bestand haben: 17 Jahre lang, von 1955 bis 1972, stand er in Werders erster Mannschaft, 826 Mal trug er das Trikot der Bremer. Seine Tore reichen gewiss auch für eine Bestmarke, nur: So genau hat man damals nicht gezählt. Über 500 Treffer für Werder werden es schon sein.

Eigentlich war der Kapitän von Werders Meistermannschaft 1965 Mittelstürmer. Weil er so hart und genau schießen konnte, dass er für seinen Waller Stammverein pro Saison im Schnitt 40-mal traf, war man bei Werder auf den Waller Jungen aufmerksam geworden. Pico war noch keine 18 Jahre alt, und so musste Vater Heini Schütz noch den ersten und einzigen Fußball-Vertrag seines Sohnes unterschreiben. Werders Aufwand im Winter des Jahres 1955: 120 Mark netto monatlich und eine garantierte „Leistungszulage“ von zehn Mark pro Spiel.

 

'Was Pico sagte, das galt'

 

Die Gehälter stiegen im Laufe der Jahre, auch Pico verdiente mehr. Doch ein Großverdiener der Branche war er nie. „Wer reich werden will, muss wechseln“, erkannte er selbst, doch nach wechseln war ihm nicht. „Ich bin und bleibe Werderaner.“ Das wiederum hielt einer seiner engsten Freunde für das größte Manko des Pico Schütz: „Sein einziger Fehler ist, dass er nicht für den HSV spielt“, sagte Uwe Seeler als Festredner auf dem 70. Geburtstag von Pico Schütz.

 

 
 
 
 
Fotostrecke: Pico Schütz: Aus dem Leben einer Werder-Legende
 

Rund ein Jahrzehnt lang trug er Werders Kapitänsbinde, die machte ihm nie jemand streitig. Denn Schütz war zwar kein Mann großer Worte, doch er besaß eine natürliche Autorität, gegen die keiner zu rebellieren wagte. „Was Pico sagte, das galt“, erinnert sich sein früherer Mannschaftskamerad Günter Bernard. Ebenso bestand nie ein Zweifel, wer den Elfmeter zu schießen hatte, wenn Werder einen zugesprochen bekam. PicoSchütz haute ihn rein – so wie er immer schoss: knallhart, mit unvergleichlicher Wucht. In 17 Erstliga-Jahren vergab er ganze drei Strafstöße. Und erst in den letzten Bundesligajahren merkten die verblüfften Zuschauer, dass Pico Schütz nicht nur als Mittelfeldmotor und Sturmtank tauglich war – er beendete seine einmalige Karriere als technisch überragender Libero.

Im Frühjahr 1973 bestritt er sein Abschiedsspiel, da stand er nochmals im ausverkauften Weserstadion auf der Mittelstürmer-Position. Werder gewann 4:2, auch er selbst schoss ein Tor gegen gegen eine Auswahl von Nationalspielern, die alle gekommen waren, obwohl Pico nie das Nationaltrikot getragen hatte. Und man darf sich sicher sein: Auch wenn er nun zu Grabe getragen wird, werden sich viele Weggefährten jener Jahre auf den Weg nach Bremen machen. Weil Pico jemand war, den man nicht so schnell vergisst.

Werder-Legende Pico Schütz ist tot

14.04.2015 um 17:32 Uhr von WESER-KURIER

 

Werder-Legende Arnold 'Pico' Schütz ist tot. Der Kapitän der Bremer Meistermannschaft von 1965 starb am Dienstag im Alter von 80 Jahren. Das bestätigte der Verein.
Werder-Ehrenspielführer Pico Schütz ist tot.
Werder-Ehrenspielführer Pico Schütz ist tot. (imago)
 
Diese Aufnahme zeigt Pico Schütz im Werder-Meisterjahr 1965. © imago
Diese Aufnahme zeigt Pico Schütz im Werder-Meisterjahr 1965. (imago)
 
Schütz wurde am 19 Januar 1935 geboren und wuchs im Bremer Stadtteil Walle auf und stand 826 Mal für Werders erste Mannschaft auf dem Platz. In seiner gesamten Karriere zwischen 1955 und 1972 spielte Schütz nur für einen Verein - Werder Bremen.
 

Mit 'seinem' Klub kickte Schütz zunächst in der Oberliga Nord und ab 1963 dann auch in der neu gegründeten Bundesliga. Seinen größten Triumph feierte der Stürmer, der später auch Libero spielte, als Werder 1965 unter Trainer Willi Multhaup überraschend die deutsche Meisterschaft holte. (wk)