Otto Sander

Otto Sander

* 30.06.1941
† 12.09.2013 in Schauspieler
Erstellt von WESER-KURIER Familienportale
Angelegt am 13.09.2013
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Über den Trauerfall (2)

Hier finden Sie ganz besondere Erinnerungen an Otto Sander, wie z.B. Bilder von schönen Momenten, die Trauerrede oder die Lebensgeschichte.

13.09.2013 um 09:23 Uhr von WESER-KURIER
Foto 1 für Otto Sander

Trauer um einen Charakterkopf

13.09.2013 um 09:21 Uhr von WESER-KURIER

(www.weser-kurier.de vom 12.09.2013)

 

Otto Sander ist im Alter von 72 Jahren gestorben.

 

Sein letzter Wunsch ging nicht mehr Erfüllung. Otto Sander wollte 'in der Requisitenkammer' oder 'in voller Maske und Kostüm, nach der Vorstellung, beim Abschminken' sterben. Wie seine Künstleragentur Meistersinger im Namen seiner Familie mitteilte, ist die Schauspiel-Legende am Donnerstag im Alter von 72 Jahren in Berlin gestorben. Der 1941 in Hannover geborene Sander galt als einer der großen Darsteller des deutschen Films und des deutschsprachigen Theaters. Schon länger gab es Sorgen um seinen Gesundheitszustand.

 

Otto Sander wurde als Filmschauspieler international bekannt durch seine Rolle des Ritterkreuzträgers und Kapitänleutnants Philipp Thomsen in Wolfgang Petersens Weltkriegsdrama 'Das Boot' (1981). Mit stechenden Augen, eingebettet in ein tief zerfurchtes, beinahe tieftrauriges, dramatisches Gesicht, begleiten Sanders Blicke besagtes U-Boot U96 hinaus aus dem Hafen von La Rochelle. Sein Charakterkopf schärfte sich schnell einem großen, weltweiten Publikum ein.

 

Im Kino war Sander in weiteren großen Filmen zu sehen. In seinen Rollen spielte er zumeist Figuren nahe am Extremen. So verkörperte Sander den stets betrunkenen Trompeter Meyn in Volker Schlöndorffs oscarprämierter Grass-Verfilmung 'Die Blechtrommel' (1979). In Wim Wenders' 'Der Himmel über Berlin' (1987) spielte der Mann mit der rauen Stimme den Engel Cassiel.

 

Trotz seines Erfolgs beim Film gehörte Otto Sanders Liebe dem Theater. Er arbeitete mit bekannten Regisseuren wie Peter Stein, Robert Wilson und Klaus Michael Grüber zusammen und gehörte von 1970 bis 1979 dem Ensemble der Berliner Schaubühne an. Er war unter anderem der Trollkönig in Ibsens 'Peer Gynt' (1971) oder der Obrist Kottwitz in Kleists 'Prinz Friedrich von Homburg'. In Gorkis 'Sommergäste' feierte er große Erfolge als Ingenieur Suslow.

 

Sanders Lebensmittelpunkt blieb stets Berlin. Er war mit der Schauspiel-Kollegin Monika Hansen verheiratet und damit Stiefvater der Schauspieler Ben und Meret Becker. 'Ich bin nicht ihr Erzeuger, aber ihr Vater', erklärte Sander gern. Seine Stiefkinder liebte er wie eigene Kinder, er habe ihnen 'die Zahnspangen reingesetzt' und 'die Cornflakes auf den Tisch gestellt', erzählte er in einem 'Spiegel'-Interview. Mit seinem leiblichen Sohn Jens dagegen hatte er ein zerrüttetes Verhältnis.

 

Der mit vielen Preisen ausgezeichnete Schauspieler musste sich 2007 einer Strahlen- und Chemotherapie unterziehen. Damals fürchtete Sander vor allem um seine sonore Stimme, die ihm auch den Beinamen 'The Voice' einbrachte. Auch als Synchron- und Hörbuchsprecher machte sich Sander einen Namen. So lieh er unter anderem Dustin Hoffman ('Tod eines Handlungsreisenden') und Ian McKellen ('Richard III.') seine Stimme.

 

Nach überwundener Krebserkrankung kehrte Otto Sander im Oktober 2007 auf die Theaterbühne zurück, spielte im Renaissance-Theater in Berlin 'Das letzte Band' von Samuel Beckett und trat in Bochum in dem Stück 'Der Ignorant und der Wahnsinnige' von Thomas Bernhard auf. Das Fernsehpublikum konnte ihn noch mal im Mai 2013 in einer Gastrolle beim Brandenburger 'Polizeiruf 110' bewundern.

 

Die Sorgen um seinen Gesundheitszustand hatten da schon wieder neue Nahrung erhalten. Wegen einer Operation am Kiefer wurde Sander Anfang 2013 mehrere Tage im Berliner Virchow-Klinikum behandelt. In den Monaten darauf wurde es immer stiller um Sander. Nun ist er endgültig im Kreise seiner Familie verstummt.

 

Von Andreas Schöttl