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Gedenkkerze
Brigitte-M.
In stillen Gedenken.
SPD trauert um Ottmar Schreiner
24.05.2013 um 10:54 Uhr von WESER-KURIER
Vertreter des linken Parteiflügels erliegt Krebsleiden
Berlin. Für die einen war er ein aufrechter Kämpfer für den Sozialstaat, für die anderen ein unbeweglicher Beton-linker. An Ottmar Schreiner schieden sich nicht nur in der SPD die Geister. Trotzdem genoss der Saarländer Anerkennung über Parteigrenzen hinweg – als Mann, der für seine Überzeugungen kämpfte, auch wenn ihm der Wind ins Gesicht blies. Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU), 18 Jahre lang Gegenkandidat Schreiners im Wahl-kreis Saarlouis, brachte es nach der Todesnachricht via Twitter auf den Punkt: „Er war ein starkes Stück SPD. Dan-ke.“
Der Sozialpolitiker, der 1969 der SPD beitrat und seit 1980 im Bundestag saß, galt lange Zeit als einer der profilier-testen Vertreter des linken Parteiflügels. Nach dem Wahlsieg von Rot-Grün wurde er 1998 unter Parteichef Oskar Lafontaine Bundesgeschäftsführer der SPD. Doch Lafontaine warf hin, Bundeskanzler Gerhard Schröder übernahm den Parteivorsitz, drängte Schreiner aus dem Amt und berief Franz Müntefering auf den neu geschaffenen Posten des Generalsekretärs. Als Schröder 2003 seine Agenda 2010 verkündete und die Parteilinken auf die Barrikaden gingen, wurde Schreiner einer ihrer Wortführer. Er blieb stets ein erbitterter Gegner von Schröders Reformkurs. Zwölf Jahre lang stand Schreiner an der Spitze der einst mächtigen SPD-Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfra-gen (AfA).
Seine wohl letzte große Schlacht gegen die SPD-Spitze führte Schreiner auf dem Berliner SPD-Parteitag im Dezem-ber 2011. Er kämpfte darum, die von den Sozialdemokraten mitgetragenen Reformen zur Rente zurückzudrehen. Doch dabei wollten ihm die weitaus meisten Delegierten nicht folgen.
In Berlin wohnte Schreiner im selben Haus wie Bundeskanzlerin Angela Merkel. Die CDU-Chefin und ihr Ehemann Joachim Sauer sollen nicht immer glücklich gewesen sein über die französischen Chansons, die der bekennende Mireille-Mathieu-Fan spätabends und gern laut hörte. Trotzdem schätzte Schreiner die Kanzlerin. „Sie ist eine gute Nachbarin – weil ich sie sehr selten sehe“, sagte er einmal augenzwinkernd.
Erst im Januar hatte Schreiner angekündigt, dass er im kommenden Herbst nicht wieder für den Bundestag kandi-dieren werde. Wegen seines Krebsleidens könne er den Wahlkampf nicht mit voller Kraft führen, sagte er. Am Sonnabend ist der 67-jährige Vater von drei Kindern seiner Krankheit erlegen.
VON UTA WINKHAUS UND JOACHIM SCHUCHT
