Otfried Preußler

Otfried Preußler

* 20.10.1923
† 18.02.2013
Erstellt von WESER-KURIER Familienportale
Angelegt am 28.05.2013
2.013 Besuche

Über den Trauerfall (1)

Hier finden Sie ganz besondere Erinnerungen an Otfried Preußler, wie z.B. Bilder von schönen Momenten, die Trauerrede oder die Lebensgeschichte.

Schöpfer von Hexen und Räubern

27.05.2013 um 12:06 Uhr von WESER-KURIER

 

Kinderbuch-Autor Otfried Preußler ist gestorben / Romane wurden in mehr als 50 Sprachen übersetzt

 

Generationen von Kindern erfreute Otfried Preußler mit seinen Büchern. In 55 Sprachen wurden die Abenteuer von Räuber Hotzenplotz, der kleinen Hexe und vieler anderer Figuren übersetzt. Am Montag starb der Schriftsteller mit 89 Jahren in Prien am Chiemsee.

 

VON BARBARA JUST

 

Bremen. Vor wenigen Tagen erschien das letzte Werk Otfried Preußlers, „Der kleine Wassermann – Sommerfest im Mühlenweiher“, eine weitere Bilderbuchfassung zu seinem Klassiker, mit dem ihm 1956 der Durchbruch gelang. In der Öffentlichkeit war Otfried Preußler in den letzten Jahren nur noch selten präsent. Die große Bühne überließ der Autor von mehr als 30 Büchern lieber seinen literarischen Geschöpfen wie dem „Räuber Hotzenplotz“ und der „kleinen Hexe“.

 

Seinen Erfolg erklärte der Literat so: „Ich habe Glück, sehr viel Glück gehabt.“ Aber er arbeitete auch „zäh“, und vor allem orientierte er sich nie an Trends. Der gebürtige Böhme hatte dies auch nicht nötig. Zu sehr prägten ihn die Erzählungen seiner Heimat. Dort setzten sich abends im Lichtschein der Petroleumlampe die Nachbarn zusammen und trugen einander Sagen und Geschichten vor. „Mein Vater stenografierte alles mit, und auch ich nahm als Achtjähriger alles in mir auf.“ Aus diesem Fundus schöpfte er. So diente dem Hotzenplotz ein historischer Raubmörder namens Karasek als Vorbild.

 

Gleich nach dem Abitur wurde er 1942 Soldat an der Ostfront und geriet in sowjetische Kriegsgefangenschaft. Es folgten fünf Jahre als Zwangsarbeiter, danach der Aufbau einer neuen Existenz als Schulmeister im oberbayerischen Rosenheim, wohin es seine Angehörigen nach der Vertreibung verschlagen hatte. Seine Frau Annelies und die drei Töchter waren immer die ersten Testpersonen für seine Geschichten – und natürlich die Schüler. Wenn er zu erzählen anfing, kam Ruhe in die Klasse mit den 52 Mädchen und Jungen.

 

Bis 1970 arbeitete Preußler als Lehrer, dann widmete er sich nur noch der Schriftstellerei. Jungen Leuten, die Autor werden wollten, riet er stets, erst einen „gescheiten Beruf“ zu erlernen. „Nur wenn ich nicht um Brot schreiben muss, bin ich frei in meinen Entscheidungen.“ Das tägliche Schreiben, später auch am Computer, gehörte für ihn zum Leben: „Meine wichtigsten Haustiere sind dabei die gefräßigen Papierkörbe.“ Selbst sein vielfach ausgezeichnetes Buch „Krabat“ wäre dort für immer gelandet, hätte nicht seine Frau die Seiten heimlich aufgehoben. Als der Gatte später bereute, die Geschichte weggeworfen zu haben, konnte sie ihn als Retterin überraschen. 2008 wurde der Roman zu seiner Zufriedenheit verfilmt.

 

Der Autor war kein Freund von Serien. Die zwei Fortsetzungen des „Hotzenplotz“ mussten ihm seine jungen Fans förmlich abringen. Preußler ermutigte seine Leser lieber, die Geschichten selbst weiter zu spinnen. Sein riesiges Archiv befindet sich im Besitz der Internationalen Jugendbibliothek in München. Er wollte den Erben nicht zumuten, sich mit „Zentnern von Papier“ rumzuschlagen. Kinder waren für Preußler das „beste und klügste Publikum“. Er nannte sie „strenge, unbestechliche Kritiker“. Neben zahlreichen Auszeichnungen hat Preußler sich aber auch Kritik eingehandelt: Seine Bücher seien zu unkritisch und zu altmodisch für die Kinder des 21. Jahrhunderts, meinen einige. Preußler wies dies stets zurück: „Kinder sind in erster Linie Kinder. Auch wenn heute von allen möglichen Seiten versucht wird, ihnen die Kindheit zu nehmen, indem man sie allzu früh mit den unbewältigten Problemen der Erwachsenen konfrontiert.“