Norbert Schwontkowski

Norbert Schwontkowski

* 29.04.1949 in Bremen
† 14.06.2013 in Bremen
Erstellt von WESER-KURIER Familienportale
Angelegt am 22.06.2013
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Über den Trauerfall (2)

Hier finden Sie ganz besondere Erinnerungen an Norbert Schwontkowski, wie z.B. Bilder von schönen Momenten, die Trauerrede oder die Lebensgeschichte.

24.06.2013 um 08:34 Uhr von WESER-KURIER
Foto 1 für Norbert Schwontkowski

Ernster Humorist: Bremer Maler Norbert Schwontkowski ist tot

24.06.2013 um 08:21 Uhr von WESER-KURIER

(WESER-KURIER vom 18.6.2013)

 

VON PETER GROTH

 

Bremen. Irgendwann konnte Norbert Schwontkowski gar nicht mehr so schnell malen, wie seine Galeristen und Sammler Bilder von ihm anforderten. Irgendwann – das war Ende 2004, als die Kunsthalle Bremen ihm die große Einzelausstellung „Kino“ ausrichtete. Schwontkowski war da schon 55 Jahre alt, hatte ein Vierteljahrhundert mehr schlecht als recht von seiner Kunst leben können. Plötzlich war dieser Maler – 1949 in Blumenthal geboren, Klosterschule in Rheine, Studium von 1968 bis 1973 an der Bremer Hochschule für Künste bei Karl-Heinrich Greune – ein Star der deutschen Künstlerszene. Sammler aus aller Welt kauften Bilder gleich im Fünferpack, die Preise gingen durch die Decke.

 

Norbert Schwontkowski, der Poet und tiefernste Humorist, war von diesem späten Erfolg überrascht, hat eine Zeit lang so gemalt, dass er der immensen Nachfrage gerecht werden konnte und dann die Reißleine gezogen. Äußerer Erfolg, sagte er einmal, hat wenig mit großer Kunst zu tun.

 

Große Kunst – abgesehen von wenigen, erfolgsbesoffenen Flachwaren, ist sich Schwontkowski ein Malerleben lang treu geblieben. Er war in Bremen tief verwurzelt, unternahm lediglich einige wenige berufliche Ausflüge nach Berlin und Wien, nahm Lehraufträge an verschiedenen deutschen Kunsthochschulen an. Immer wieder zeigte er neueste Arbeiten bei Brigitte und Udo Seinsoth, in deren Galerie er 1984 seine erste Einzelausstellung hatte. Bereitwillig gab er seine Bilder in die Weserburg und die GAK, in die Räume des Kunstvereins Bremerhaven oder in die Städtische Galerie Delmenhorst, wenn sie denn thematisch in den Ausstellungszusammenhang passten. Selten aber zeigte er die Quelle aller seiner in großformatige Bilder umgesetzten Inspirationen, die Skizzenbücher, von denen es mittlerweile wohl mehr als 200 gibt. Dort formulierte er seine Gedanken, die dann in ein virtuoses malerisches Spiel mit der Realität, dem Unbewussten und Surrealen mündete. Schicht um Schicht mit allen nur erdenklichen malerischen Mitteln baute er eigentümliche, meist horizontlose Welten, in denen kleine Figuren, Menschen oder Gegenstände, also die Bildereignisse, viel Raum haben.

 

In seinen letzten, so überaus erfolgreichen Lebensjahren hat sich Norbert Schwontkowski, der eigentlich einmal Pfarrer werden sollte, wieder verstärkt mit spirituellen Fragen auseinandergesetzt. Und als er im Januar eine große Ausstellung im Hamburger Kunstverein ausrichtete, war da eine ganz frische Arbeit, die eine farbenfrohe New Yorker Straßenszene mit lauter textlichen Hinweisen auf das Weltall und den Himmel zeigt. Da war Norbert Schwontkowski schon sehr krank. Er hätte gern noch einmal Skulpturen aus Bronze geschaffen. Das blieb ein Traum dieses großen Bremer Malers mit weltweiter Reputation. Er starb jetzt mit 64 Jahren.