James Last

James Last

* 17.04.1929 in Deutscher Bandleader
† 09.06.2015 in Deutscher Bandleader
Erstellt von
Angelegt am 10.06.2015
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Über den Trauerfall (3)

Hier finden Sie ganz besondere Erinnerungen an James Last, wie z.B. Bilder von schönen Momenten, die Trauerrede oder die Lebensgeschichte.

James Last verspricht ein Wiedersehen

10.06.2015 um 15:03 Uhr
James Last - Messe Halle 7 © Christina Kuhaupt
Zwischen „Biscaya“ und Christina Aguilera: James Last rockte die Halle. (Christina Kuhaupt)
 
 
Eine Idee ruhiger mag er geworden sein, schnackt etwas weniger, nuschelt in schönstem bremischem Zungenschlag trocken humorig, nur leider bisweilen kaum verständlich ins Mikro. Der unverwechselbare Sound seines Orchester erweist sich bereits beim Opener als gewohnt schmissig. Hansi, wie ihn die Bremer in alter Verbundenheit nennen, in Glitzerjackett, die silbergrauen Haare zu einem kurzen Zopf zusammengebunden, leitet sein Ensemble mit typischem Minimaldirigat: Mit dem rechten Unterarm, die Hand nach unten weisend, schlägt er aus dem Ellbogen heraus metronompräzise den Takt.

Mehr ist für die ausgebufften Profimusiker offensichtlich auch nicht erforderlich. Neben ausgelassenen Partyknüllern gibt es in der ersten Programmhälfte auch ruhigere Titel, etwa „Thanks for the Prayer“ mit hymnischen Elementen. Doch das Orchester spielt auch die stark emotionale Filmmusik „Now we are free“ als warmtönende Harmoniemelange oder den One-Direction-Titel „Story of my life“, der balladesk mit Sologitarre und Gesangsquintett angestimmt wird, dann allerdings arg voluminös weitergeführt wird.

Last sind Christina-Aguilera-Song

Gleiches gilt auch für den Christina-Aguilera-Song „The Voice within“. Dazwischen mischen die fetzigen Nummern den Saal gehörig auf. Beim Thema aus dem Boxerfilm „Rocky“ schrauben sich die scharfen, aber pieksauber intonierten Trompetentöne in strahlende Höhen; bei der ruppigen Rhythmik von „Pirates of the Caribbean (Fluch der Karibik)“ fühlt man sich wie mitten in einem turbulenten Scharmützel auf hoher See. Ein Präludium von Johann Sebastian Bach wird von den Streichern in aberwitzigem Tempo geschrubbt, weist aber allenfalls entfernt Ähnlichkeiten mit dem Original auf, da die metrisch veränderte Melodielinie im Schlagzeugwummern nahezu komplett untergeht.

 
Bei den durchweg auf gute Laune getrimmten Arrangements kennen Last und seine Mannen kaum Genre-Grenzen. Zum schwingenden Dreivierteltakt von Wiener- Walzer-Klängen lassen sich einige Zuhörerpaare gar zum Mittanzen animieren. Ein Muss sind natürlich die ganz großen Last-Hits aus rund fünfzig Jahren Bühnenpräsenz, darunter „Der einsame Hirte“, bei dem das romantische Panflötenthema zum Träumen anregt. Und keineswegs fehlen darf der absolute Megahit „Biscaya“, dessen unterlegtes Meeresrauschen zum Klang zweier Akkordeons garantiert fernwehe Erinnerungen weckt.

Beim stimmgewaltig geschmetterten Hip-Hop-Titel der Roots, „How I got over“, steht der Stimmungspegel auf Maximum, die Instrumentalisten tanzen auf der Bühne, davor drängen sich zunehmend mehr Zuhörer. Als die Musik unvermittelt zur säuselnden Schlummermelodie „Guten Abend, gute Nacht“ wechselt, ist das Ende der gut zweistündigen Show in Halle 7 absehbar.

Allerdings erst, nachdem ein letztes Medley im schönsten Party-Rock-Sound für gute Stimmung auf dem Nachhauseweg sorgt und – von wegen Abschiedstournee! – James Last versprochen hat: Man ist geneigt, ihm zu glauben.

James Last vermisst den Grünkohl

10.06.2015 um 14:30 Uhr
Interview mit Bremer Musiklegende
 
JOHANNA TYRELL 07.12.2014 
James Last
Dem 85-jährigen Musiker James Last geht es wieder gut. Foto: H. Kaiser/Archiv (dpa)
 
 

Gerade von einer schweren Erkrankung genesen, bereitet sich James Last auf seine Europatournee im Frühjahr vor. Am 14. April kommt er zu einem Konzert in seine Heimatstadt Bremen. Um die 6000 Titel hat der 85-jährige Bandleader geschrieben. Mit Lady Gaga würde er gern eine CD aufnehmen. Doch sein Leben zur Story eines Musicals zu machen, das möchte er dann aber doch nicht, wie er im Gespräch mit Johanna Tyrell verriet.

Herr Last, Sie haben gerade erst eine Notoperation überstanden. Wie geht es Ihnen inzwischen?

James Last: Ich bin zwar noch ein bisschen wackelig auf den Beinen, aber das ist okay.

Aber auf der Bühne standen Sie noch nicht wieder.

Nein, aber ich gebe Interviews und reise viel – einen Tag Berlin, einen Tag Leipzig, das geht immer noch rund.

Denken Sie da nicht manchmal ans Aufhören?

Nein, aufhören geht nicht. Ich habe schon meiner ersten Frau gesagt, da war ich 35 Jahre alt: Ich freu mich schon aufs Alter. Ich werde da keine Kreuzworträtsel lösen müssen. Ich kann mich mit der Musik mein Leben lang beschäftigen. Und so ist es gekommen.

Sie kommen aus Bremen, leben aber in Florida – wo wollen Sie Ihren Lebensabend verbringen?

Ich lebe die Zeit meines Lebens in Hamburg. Ich bin vor 40 Jahren hergekommen. Damals habe ich für den NDR gearbeitet. Und als ich eine Festanstellung bekommen habe, habe ich gedacht: Jetzt muss ich die nächsten 30 Jahre hier reinlaufen, jeden Tag das Gleiche machen – das ist nichts für mich. Und dann kamen die Beatles auf, und alles hat sich gut ergeben. Ich habe die ersten Songs von denen aufgenommen, so Yesterday und so weiter. Und das hat dann nachher hingehauen.

Fühlt es sich anders an, in Ihrer Heimatstadt ein Konzert zu geben?

Ähnlich. Wir werden ja mit dem Bus direkt an die Bühne gefahren, dann Soundcheck, abends Konzert, dann wieder zurück ins Hotel und am nächsten Tag das Gleiche.

Also nicht noch alte Freunde oder Familie besuchen.

Nein, dafür bleibt keine Zeit.

Gibt es etwas Norddeutsches, was Sie auch in Florida nicht missen wollen?

Ja, Grünkohl.

Das ist aber auch nicht unbedingt das passende Essen am Strand unter Palmen.

Nein, dass nicht. Deswegen vermisse ich es auch so sehr. Als wir gerade hier in Deutschland ankamen, war ein Frosttag in Hamburg. Da habe ich gleich gesagt „Tine: Grünkohl!“ Und da ich ja viel essen muss, da ich so viel abgenommen habe . . .

. . . ist das auch genau das Richtige, so mit Kohlwurst.

Oh ja, und am besten richtig mit Bauchspeck und so weiter. Das ist schon was Gutes.

Aber jetzt mal vom Grünkohl zu Ihrer Musik: Pink, Lady Gaga oder Katy Perry – Sie sind unheimlich offen, was andere Musikstile angeht.

Ich würde hier gar nicht sitzen, wenn ich noch so spielen würde wie vor 30 Jahren.

Könnten Sie sich auch mal vorstellen, mit Lady Gaga eine CD aufzunehmen?

Ja klar. Ich hatte mal Stücke von ihr im Programm. Die Leute sehen in ihr ja immer nur das bunte Gesicht und die verrückten Kleider. Das ist mir nicht wichtig. Ich höre auf die Musik und mache das, was mir gefällt. Und Lady Gaga kann was. Besonders die Produktion ihrer Stücke ist gut.

© Werner Gritzbach / Semmel Concerts
Eine der Lieblingsbeschäftigungen von James Last: Golf spielen mit seiner zweiten Ehefrau Christine. (Werner Gritzbach / Semmel Concerts)
 
 

Und wenn Sie ein Lied hören – hören Sie dann auch sofort wie das mit Orchester klingen könnte?

Ja, ich höre sofort, ob das zu uns passt. Dann nehme ich das zu Hause auf und schicke die Playbacks an die Musiker. Die können dann üben. Vier Tage vor der Tournee kommen alle zusammen, wir üben alles, und dann geht’s los.

Ihre Musiker kommen ja aus der ganzen Welt: Bringt da jeder was von sich mit in die Musik ein?

Die Grundlage ist mit meinen Vorgaben gelegt, aber die Leute, die improvisieren können, die haben auch Freiheiten, das zu machen.

Ist es manchmal schwierig, einen solchen Haufen unter einen Hut zu bringen?

Überhaupt nicht. Das sind alles tolle Kerle. Mädchen haben wir auch dabei. Eine Russin, und eine kommt aus Peru – von überall her. Und die freuen sich alle, wenn die sich wiedertreffen.

Das stellt man sich jetzt wie eine riesige Klassenfahrt vor.

Das ist auch so. Wir wohnen immer alle in einem Hotel. Nach den Auftritten bestellen wir uns Sandwiches, und dann erzählen wir und diskutieren. Die Musiker kommen aus allen Richtungen – der eine ist Rocker, der andere Jazzer oder kommt aus einem Sinfonieorchester. Da gibt es immer was zu erzählen.

Ist dann auch Ihre Offenheit für andere Menschen und Musikstile ein Grund für den Erfolg?

Zum Teil vielleicht. Ich kenne die ja alle und kann denen die Stücke auf den Leib schreiben.

Wie viele Stücke haben Sie denn jetzt schon geschrieben?

Irgendwas um die 6000. Ich zähle das nicht so genau.

Und ist es schon einmal vorgekommen, dass Sie gedacht haben: Verrückt, das habe ich auch geschrieben?

Ja, das passiert. Mich hat mal ein Australier angerufen. Der war lange taub gewesen. Bis er operiert wurde. Als ihn sein Vater aus dem Krankenhaus abgeholt hat, hat er ihm die Perlenfischer vorgespielt. Das war die erste Musik, die er in seinem Leben gehört hat. Er hat meine Nummer irgendwie rausgefunden und meinte, er wolle mir einmal die Hand geben. Wir haben uns dann auch getroffen. Aber ich musste vorher im Internet nachschauen, ob das Stück überhaupt von mir war. War es tatsächlich.

Was ist denn in Ihren Augen die bekannteste Melodie, die Sie geschrieben haben?

Vielleicht „Einsamer Hirte“, was dann von Quentin Tarantino in Kill Bill benutzt wurde. Oder die Musik vom Traumschiff oder dem Landarzt. Aber in 85 Jahren hat man eben viel Zeit, um Dinge zu machen.

James Last bei seinem Auftritt in der Halle 7 in Bremen. Der Bandleader will in zwei Jahren wiederkommen. © Frank Thomas Koch
James Last bei seinem Auftritt in der Halle 7 in Bremen im April 2013. (Frank Thomas Koch)

Ein Tipp für junge Musiker?

Die sollen sich selbst treu bleiben. Wenn die eine Idee haben, dann sollen die diese Idee auch verfolgen. Wenn sie dann noch Glück haben, dann haben sie Erfolg. Bis ein Stück fertig ist, wollen so viele Leute da mitreden – Produzenten, Techniker, Musiker. Früher war das noch schlimmer.

Und dann muss man die Diplomatie haben, zu sagen: Das will ich nicht, aber trotzdem auch Ratschläge annehmen können? Oder sollte man in erster Linie auf sein Bauchgefühl hören?

Also größer wird man, wenn man nur an sich glaubt. Puhh, das klingt jetzt alles so groß und weise. Ich habe Musik studiert. Ich weiß, warum ein Halbton dahin gehört und dahin nicht. Das gibt auf jeden Fall Selbstsicherheit. Als in den 60er-Jahren die Beatles aufkamen, und ich was von denen mit dem Orchester gespielt habe, da haben auch eine Menge Leute den Kopf geschüttelt. Aber ich wusste, was ich tue, und es hat geklappt.

Aber gut geschriebene Musik ist ja, besonders heute, nicht das einzige Kriterium für den Erfolg.

Nein. Für die jungen Leute ist das Aussehen unheimlich wichtig – der sieht gut aus, der kann bestimmt auch gut singen, heißt es dann. Oft weiß der Künstler gar nicht, was er da macht. Daher haben die dann auch so ein kurzes Schicksal und sind nach zwei, drei Jahren wieder in der Versenkung verschwunden. Wenn das Aussehen weg ist, bleibt da nicht mehr viel übrig von denen.

Bei so viel Musik und so viel Leben – könnten Sie sich vorstellen, aus Ihrem Leben ein Musical zu machen, wie zum Beispiel Udo Lindenberg gerade?

Nein. Die Wichtigkeit meines Lebens und das, was die Leute interessieren sollte, ist ja die Musik.

Das tut es ja auch. Sogar so sehr, dass Sie Ihr Publikum oft schon zum Soundcheck in die Halle lassen. Warum?

Die haben alle eine Beziehung zu den Musikern und wollen denjenigen kennenlernen, der da vorne auf der Bühne steht. Die Musiker machen das gerne. Die haben sowieso den Soundcheck um 17 Uhr. Die Leute wissen das und stehen dann schon zu Hunderten vor der Halle. Das ist das Persönliche daran. Und das macht Spaß.

ZUR PERSON

James Last, geboren als Hans Last 1929, spielte bereits mit 17 Jahren nach seiner Aus-bildung an der Heeresmusikschule als Bassist im Tanz- und Unterhaltungsorchester von Radio Bremen. 1964 erhielt er seinen ersten Plattenvertrag für seine durch Streichern und Chor erweiterte Big Band. Mit seinem Album „Non Stop Dancing“ begann 1965 seine Karriere, in der er unter anderem die „Platine Stimmgabel“ und den „Echo“ für sein Lebenswerk sowie mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet wurde. Er verkaufte mehr als 80 Millionen Tonträger und spielte rund 2500 Konzerte. In den 70er-Jahren galt Last als Partykönig, komponierte für Musikgrößen wie Elvis Presley. Die Stadt Bremen verlieh ihm 2009 die Senatsmedaille für Kunst und Wissenschaft und ernannte ihn zum Ehrensenator.

James Last ist tot - Trauer um Mr. Happy Sound

10.06.2015 um 14:24 Uhr
© dpa
(dpa)
 

 

Last sei im Beisein seiner Familie nach kurzer, schwerer Krankheit gestorben. Eine öffentliche Trauerfeier sei in Hamburg geplant, der Termin ist aber noch offen.

 



Last war als Erfinder des 'Happy Party Sound' der erfolgreichste deutsche Bandleader nach dem Zweiten Weltkrieg. Der 1929 in Bremen als Hans Last geborene Künstler tourte mit seinem Orchester weltweit. 

Mit seiner lässigen Art und den Pop-Klängen im Big-Band-Format traf er den Nerv der Nachkriegsgeneration. Er startete eine bespiellose Weltkarriere. Mit mehr als 80 Millionen verkauften Tonträgern, 17 Platin-Schallplatten und 208 Goldenen gilt Last als einer der erfolgreichsten Musiker überhaupt. Seit mehr als 30 Jahren lebte Last in den USA

Mitte April war der Musiker auf Abschiedstour gegangen und dabei auch in Bremen zu Gast. Dennoch hatte er dem Bremer Publikum versprochen noch einmal wiederzukommen. Am 26. April hatte Last in Köln seine offizielle Abschiedstournee beendet. Die Band-Leader-Legende stand weit über 60 Jahre auf der Bühne. Das sei aber kein Grund zum Aufhören, hatte James Last immer wieder verkündet. 'Musik ist einfach mein Leben.'

Das Foto zeigt das Geburtshaus von James Last in der Trinindadstraße in Bremen-Sebaldsbrück. © Petra Stubbe
Als James noch Hans hieß: Das Geburtshaus von James Last in der Trinindadstraße in Bremen-Sebaldsbrück. (Petra Stubbe)
 

 

In Bremen herrscht nach der Nachricht Trauer: 'Wir sind tief getroffen von seinem Tod', sagte Bürgermeister Jens Böhrnsen (SPD) am Mittwoch. 'Er hat sich als Botschafter Bremens um das Ansehen der Hansestadt in der Welt verdient gemacht.' Auch der Intendant von Radio Bremen, Jan Metzger, würdigte Last als einen herausragenden Botschafter der Stadt und des Senders. 'Trotz seines weltweiten Erfolgs blieb er immer ein Bremer - hanseatisch bescheiden und bodenständig.