Über den Trauerfall (1)
Hier finden Sie ganz besondere Erinnerungen an Hans Koschnick, wie z.B. Bilder von schönen Momenten, die Trauerrede oder die Lebensgeschichte.
Hans Koschnick ist gestorben
21.04.2016 um 12:25 Uhr von WESER-KURIER
Der „Gröpelinger Jung“ ist einer der bedeutendsten Politiker der bremischen Geschichte und eine prägende Figur der deutschen Sozialdemokratie. Von 1967 bis 1985 war er sozialdemokratischer Regierungschef in seiner Heimatstadt, dann Bundestagsabgeordneter – und in den 90er-Jahren wurde er Administrator der Europäischen Union in Mostar.
Gut zehn Jahre später, 1994, ist Hans Koschnick fast schon zehn Jahre nicht mehr Präsident des Senats in Bremen, sondern EU-Beauftragter, der in Bosnien-Herzegowina den Wiederaufbau der kriegszerstörten Stadt Mostar leitet. Koschnick sitzt in seinem Dienstwagen, da greift eine aufgebrachte kroatischen Menschenmenge das Fahrzeug an. Polizeischutz ist nicht zu sehen, kommt auf jeden Fall zu spät. Vor den vielen Kameras und Filmapparaten der Medien wird die Lage immer brenzliger. Dank der Panzerung des Wagens gelingt es schließlich, die Fahrt fortzusetzen. Auf den Bildern ist Koschnick im Fonds des angegriffenen Dienstfahrzeugs zu sehen – ganz besonnen.
Zwei dramatische Ereignisse in der politischen Karriere des Hans Koschnick, der im Alltag aber immer für einen Spaß zu haben war. Manches wohlwollende Lächeln erzeugte er eher unfreiwillig, wenn es so klang, als spreche er bürokratische Monster-Begriffe wie „Personalvertretungsergänzungsgesetz“ in einer Silbe und zwei Sekunden aus. Auch im Alltag, im Umgang mit Gästen und den Beschäftigten im Rathaus, war der Bürgermeister alles andere als ein Kind von Traurigkeit. Mit unübersehbarem Augenzwinkern erzählte er dann beispielsweise, wie und warum er sich 1955, nach rund fünf Jahren Parteizugehörigkeit, erstmals um ein Mandat in der Bremischen Bürgerschaft beworben habe. Die sozialdemokratische Partei, so der damalige Verwaltungsbeamte, habe nach „jugendlichen Helden“ Ausschau gehalten, die eine politische Perspektive haben könnten. „Von denen, die antraten“, so Koschnick später, „ war ich der einzige, der in kurzen Hosen kam – damit wirkte ich wohl am jugendlichsten.“
Treffen mit Mitgliedern der britischen Krone und Politikern aus aller Welt
Rund zwölf Jahre später war Koschnick Bürgermeister, was in anderen Bundesländern Ministerpräsident heißt. Und wieder die Bilder. Zum Beispiel 1971, als er in seiner Rolle als Regierungschef das Amt des Bundesratspräsidenten übernommen hatte und der japanische Kaiser Hirohito mit Kaiserin Nagako die Bundesrepublik besuchte. Koschnick, gab einen Gala-Empfang für das Paar in Schloss Brühl bei Bonn. Bei allem Glanz des Großereignisses – es war typisch Koschnick, dass er dies später mit einer humoristischen Brechung garnierte: „Fünf mal war die Familie damals privat schon umgezogen, und ich hatte meiner Frau versprochen, dass ich diesmal helfen würde. Fast musste sie annehmen, ich hätte den Kaiser extra eingeladen, um mich drücken zu können.“
Sieben Jahre später ein Mai-Tag in Bremen: Elisabeth II. kommt aus London und wird in der Hansestadt empfangen. Sonne. Vor dem Roland – die britische Monarchin in grünem Kostüm mit grünem Hut. Koschnick neben der Queen in der Menschenmenge auf dem Marktplatz. Koschnick schaut freundlich zu, als Kinder der Besucherin Blumensträuße überreichen. Elisabeth II. und ihr Mann, Prinz Philip, gehen ins Rathaus und tragen sich in das goldene Buch der Stadt ein. Darin steht auch heute noch die Erläuterung in der Kunstschrift einer Kalligrafin: Ihre Majestät Elisabeth II., Königin des Vereinigten Königreiches Großbritannien und Irland und seine Königliche Hoheit, der Herzog von Edinburgh. Darunter schlicht die Unterschriften: Elisabeth und Philip.