Frank Schirrmacher

Frank Schirrmacher

* 06.09.1959 in Mitherausgeber FAZ
† 12.06.2014 in Mitherausgeber FAZ
Erstellt von WESER-KURIER Familienportale
Angelegt am 13.06.2014
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Gedenkkerze

Trauer & Gedenken

Entzündet am 13.06.2014 um 12:08 Uhr

Frank Schirrmacher gestorben

13.06.2014 um 12:08 Uhr von WESER-KURIER

Herausgeber der „FAZ“ revolutionierte das deutsche Feuilleton

VON ALEXANDRA ALBRECHT

Frankfurt a. M.   Keiner hat in den vergangenen Jahren das Feuilleton der deutschen Zeitungen so verändert und vorangebracht wie Frank Schirrmacher, Mitherausgeber der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Er öffnete es für gesellschaftspolitische Themen und etablierte einen Debattenjournalismus, der Maßstäbe setzte. Am Donnerstag ist Frank Schirrmacher mit nur 54 Jahren an den Folgen eines Herzinfarktes gestorben, wie die FAZ bestätigte.

Ungewöhnlich jung war er 1994 Mitherausgeber der FAZ geworden und verantwortete dort die Bereiche Kultur und Wissenschaft. Beide Themenfelder führte er im Feuilleton der Zeitung zusammen und verabschiedete sich von einem reinen Rezensionsfeuilleton. Einen Coup landete er im Jahr 2000, als er nach der Entschlüsselung des menschlichen Genoms auf mehreren Seiten DNA-Sequenzen abdrucken ließ. Mit seinen Sachbüchern, die zu Bestsellern wurden, griff er gesellschaftspolitisch relevante Themen auf, etwa die Überalterung der Gesellschaft und deren Folgen in „Das Methusalem-Komplott“. Für Diskussionen sorgte auch seine Auseinandersetzung mit den neuen Medien, die er in seinem Buch „Payback“ führte. Darin entwickelte er die These, dass die digitale Vernetzung unser Gedächtnis und unsere Aufmerksamkeit schwächt. Dies darum, weil sich der naturgemäß neugierige Mensch von jeder neu eingetroffenen E-Mail gern ablenken lässt. Dies auch deshalb, weil sich vernetzte Wesen nicht mehr auf ihre Merkfähigkeit verlassen, sondern Suchmaschinen selbst dann in Anspruch nehmen, wenn sie Informationen ebenso zuverlässig aus ihrem Erinnerungsfundus abrufen könnten. 2010 hielt er in der Reihe der Sparkasse „Dialog am Brill“ dazu einen Vortrag mit dem Titel „Was müssen wir wirklich wissen? Information im digitalen Zeitalter“. Schirrmacher prophezeite damals, es werde künftig ein Unterrichtsfach namens „Kontemplation“ geben, um den Zerstreuungsmöglichkeiten in der digitalen Welt mit einem Forum zur Sammlung und zur Besinnung auf eigene Fähigkeiten zu begegnen.

Aufmerksamkeit erregte im August 2006 ein Interview, das er mit Günter Grass geführt hatte, und in dem der Literatur-Nobelpreisträger gestand, Mitglied der Waffen-SS gewesen zu sein. Schirrmacher hatte, anders als viele seiner Kollegen, einfach das Buch „Beim Häuten der Zwiebel“ gründlich gelesen und war auf entsprechende Hinweise gestoßen. Schirrmacher war es auch, der den Vorabdruck von Martin Walsers Roman „Tod eines Kritikers“ abgelehnt hatte. Die mit antisemitischen Klischees ausstaffierte Figur des Kritikers trug Züge des Literaturchefs der FAZ, Marcel Reich-Ranicki.

Das deutsche Feuilleton hat seinen produktivsten und klügsten Kopf verloren.

Traueranzeige

13.06.2014 um 12:08 Uhr von WESER-KURIER
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