Über den Trauerfall (1)
Hier finden Sie ganz besondere Erinnerungen an Alain Fabien Maurice Marcel Delon, wie z.B. Bilder von schönen Momenten, die Trauerrede oder die Lebensgeschichte.
Alain Delon
18.08.2024 um 11:37 Uhr von RedaktionAlain Fabien Maurice Marcel Delon geboren 8. November 1935 in Sceaux, Hauts-de-Seine; gestorben 18. August 2024 in Douchy, Loiret war ein französisch-schweizerischer Schauspieler und Filmproduzent. Seinen Durchbruch feierte er 1960 mit den Filmen Nur die Sonne war Zeuge und Rocco und seine Brüder. In den 1960er und 1970er Jahren zählte er zu den populärsten Stars des europäischen Kinos und drehte mit renommierten Regisseuren wie Luchino Visconti Der Leopard, Michelangelo Antonioni Liebe 1962, Jean-Pierre Melville Vier im roten Kreis und Jean-Luc Godard Nouvelle Vague. Mit seiner zeitweiligen Lebensgefährtin Romy Schneider drehte er drei Filme, darunter Der Swimmingpool. Obwohl er auch einige klassische Heldenrollen spielte, wurde er – vor allem seit seinem Auftritt als Profikiller in Melvilles Der eiskalte Engel 1967 – vorwiegend in der Rolle des skrupellosen Zynikers und kühlen Einzelgängers besetzt.
Nachdem sich seine Eltern getrennt hatten, als er vier Jahre alt war, wuchs Alain Delon bei Pflegeeltern auf. Er wurde insgesamt sechsmal der Schule verwiesen und nach dem Tod seiner Pflegeeltern in ein Internat geschickt. Im Alter von 14 Jahren verließ er die Schule und arbeitete in der Metzgerei seines Stiefvaters. Von 1952 bis 1956 war er Marinesoldat und diente von 1953 bis 1954 im Indochinakrieg. Nach dem Militärdienst arbeitete Delon auf dem Pariser Lebensmittelgroßmarkt Les Halles und nahm Schauspielunterricht.
Alain Delon mit seiner Tochter Anouchka Delon 2010
Im Jahr 1957 war Delon einige Monate lang mit der Schauspielerin Brigitte Auber liiert. Von 1959 bis 1964 führte er eine schlagzeilenträchtige Liebesbeziehung mit seiner Kollegin Romy Schneider 1938–1982, die er noch 2019 als große Liebe seines Lebens bezeichnete. Er war von 1964 bis 1968 mit der Schauspielerin Nathalie Delon verheiratet. Der gemeinsame Sohn Anthony Delon geb. 30. September 1964 ist ebenfalls als Filmschauspieler tätig. 1963/64 hatte Alain Delon eine Liaison mit der Sängerin Dalida. Delon und die Schauspielerin Mireille Darc 1938–2017 hatten eine langjährige Liebesbeziehung 1969–1984 und ein lebenslanges Vertrauensverhältnis.
Von 1987 bis 2002 war Delon mit dem niederländischen Model Rosalie van Breemen liiert. Dieser Verbindung entstammen Anouchka Delon geb. 25. November 1990 und Alain-Fabien Delon geb. 18. März 1994.
Die deutsche Pop-Künstlerin Nico 1938–1988 gab an, Delon sei der Vater ihres Sohnes Christian Aaron „Ari“ Päffgen 1962–2023. Delon bestritt die Vaterschaft, was seinerzeit zum Zerwürfnis mit seiner Mutter Edith Boulogne führte. Ab Ende der 1960er Jahre wuchs Ari Päffgen größtenteils bei ihr nahe Paris auf; später wurde er von der Familie adoptiert und trug fortan den Nachnamen des zweiten Mannes von Delons Mutter. 2020 versuchte Ari Boulogne, der als Fotograf tätig war, einen Vaterschaftstest mit juristischen Mitteln zu erzwingen. Das französische Gericht wies dies mit der Begründung ab, Alain Delon habe seinen Hauptwohnsitz in der Schweiz und französische Behörden seien daher nicht zuständig.
Im Jahr 1968 wurde Stevan Markovic, der jugoslawische Leibwächter, Freund und angebliche Liebhaber von Delons damaliger Ehefrau Nathalie, ermordet aufgefunden. Delon, der vor allem als Schauspieler in Gangsterrollen sehr erfolgreich war, wurden seither Verbindungen zur Halbwelt nachgesagt. Obwohl Boulevardzeitungen Spekulationen um Delons Verstrickung in die Markovic-Affäre Vorschub leisteten, konnten nie entsprechende Beweise erbracht werden.
Nebentätigkeiten und Einbürgerung in die Schweiz
Neben seiner Tätigkeit als Filmschauspieler veranstaltete Delon Boxkämpfe, leitete einen Rennstall und vermarktete Parfum, Champagner und Cognac. Im März 2000 erhielt er das Schweizer Bürgerrecht. Er lebte lange in Chene-Bougeries im Kanton Genf, wo er heimatberechtigt war. In Genf besaß er eine Wohnung.
Delons politische Orientierung war seinen öffentlichen Äußerungen zufolge rechts einzuordnen. So bezeichnete er sich als französischen Patrioten, der Napoleon Bonaparte und Charles de Gaulle verehre, aber auch als „persönlichen Freund“ des rechtsextremen Politikers Jean-Marie Le Pen, dessen Positionen er tendenziell teile, ohne ihm jedoch bei Wahlen je seine Stimme gegeben zu haben. Le Pen hatte er als Soldat im Indochinakrieg kennen und schätzen gelernt. Im Oktober 2013 bekundete Delon auch seine Sympathie für Marine Le Pen, die Tochter Jean-Marie Le Pens und dessen Nachfolgerin an der Spitze des Front National.
Darüber hinaus bekannte Delon, Gaullist und Anhänger von Nicolas Sarkozy „sarkozyste“ zu sein, und erklärte, unter dessen Präsidentschaft wäre der Erfolg des FN undenkbar gewesen; den Aufstieg des FN beurteilt er als Folge der verfehlten Politik von Sarkozys sozialistischem Amtsnachfolger François Hollande. Im Juli 2013 sagte Delon in einem Interview mit der Zeitung Le Figaro, dass Homosexualität widernatürlich und er selbst gegen das Adoptionsrecht für Homosexuelle sei.
Bis zu seinem Tod 2024 lebte Delon mit seinen Haustieren zurückgezogen auf einem 1971 erworbenen Anwesen in Douchy im französischen Département Loiret und in der Schweiz. 2019 wurde er auf dem Filmfestival von Cannes mit der Ehrenpalme für sein Lebenswerk geehrt. Im Juni 2019 erlitt er einen Schlaganfall, der eine langwierige Rekonvaleszenz nach sich zog. 2022 erklärte er, eine aktive Sterbehilfe in der Schweiz in Erwägung zu ziehen; entsprechende Vorbereitungen habe er getroffen. Wegen seines zunehmenden Alters und der damit verbundenen Unselbstständigkeit wurde ihm ein Betreuer zugewiesen.
Im Februar 2024 fand die französische Polizei bei einer Hausdurchsuchung bei Alain Delon 72 Waffen, darunter auch solche, die als Kriegsgerät eingestuft sind, sowie etwa 3000 Schuss Munition, obwohl Delon keinen Waffenschein besaß. Die Waffensammlung war ein Rest; einen anderen Teil hatte er in den 2010er Jahren versteigert.
Im Jahr 1957 begleitete Alain Delon seine damalige Freundin, die Schauspielerin Brigitte Auber, zu den Filmfestspielen von Cannes. Dort freundete sich Delon mit dem Schauspieler Jean-Claude Brialy an und kam in Kontakt mit der Filmindustrie. Er traf seinen späteren Agenten Georges Beaume und wurde von Henry Willson entdeckt, der neue Talente für den US-amerikanischen Filmproduzenten David O. Selznick anwarb. Noch 1957 erhielt Delon seine erste Filmrolle: In Die Killer lassen bitten verkörperte er in einer Nebenrolle einen Mörder und fand so frühzeitig zu einem Image, mit dem ihn das Publikum fortan verband. Bei den Dreharbeiten zu Christine 1958 begegnete Delon Romy Schneider, die seine Lebensgefährtin wurde.
In dem klassischen Thriller Nur die Sonne war Zeuge 1960 überzeugte Delon Kritik und Publikum in der Rolle des smarten, jedoch skrupellosen Kriminellen Tom Ripley. Patricia Highsmith, die Autorin der Romanvorlage, bezeichnete ihn als idealen Interpreten dieses vielschichtigen Charakters. Die Rolle des Ripley markiert den internationalen Durchbruch Delons. Im selben Jahr spielte er die Hauptrolle in Luchino Viscontis Sozialstudie Rocco und seine Brüder und etablierte sich damit endgültig als Star. Er galt als Frauenschwarm und Inbegriff smarter Männlichkeit.
Auf dem Höhepunkt in den 1960er und 1970er Jahren
Im Jahr 1963 trat Delon erneut unter der Regie von Luchino Visconti in dem Historienfilm Der Leopard nach dem gleichnamigen Roman von Giuseppe Tomasi di Lampedusa neben Burt Lancaster und Claudia Cardinale auf und erhielt dafür eine Nominierung für den Golden Globe Award als bester Nachwuchsdarsteller. Er versuchte auch in Hollywood Fuß zu fassen Der gelbe Rolls-Royce, 1964, kehrte aber bald nach Frankreich zurück. Delon spielte in Kriegsfilmen Die Hölle von Algier, 1964 und war, in der Nachfolge von Gerard Philipe, auch als jugendlicher Mantel-und-Degen-Held erfolgreich Die schwarze Tulpe, 1964. Die Hölle von Algier war der erste von über 30 Filmen, den Delon als Produzent betreute.
1967 spielte Delon zwei seiner wichtigsten Rollen. In dem melancholischen Abenteuerfilm Die Abenteurer verkörperte er an der Seite von Lino Ventura einen jungen Goldsucher. In Jean-Pierre Melvilles klassischem Thriller Der eiskalte Engel spielte er den eleganten Auftragskiller Jeff Costello. Der Film definierte das Image Delons als eiskalter Todesengel im Trenchcoat.
Um das Jahr 1970 erreichte Delon einen Karrierehöhepunkt. 1969 spielte er in der Dreiecksgeschichte Der Swimmingpool mit seiner ehemaligen Lebensgefährtin Romy Schneider und Maurice Ronet. Er komplettierte – erneut als Berufskiller – die Besetzung von Der Clan der Sizilianer 1969 und war dort an der Seite von Jean Gabin und Lino Ventura zu sehen. In dem von ihm produzierten Gangsterfilm Borsalino hatte er 1970 mit Jean-Paul Belmondo den anderen männlichen Superstar des damaligen französischen Kinos zum Partner. Sämtliche Filme waren an den Kinokassen sehr erfolgreich. In Melvilles klassischem Kriminalepos Vier im roten Kreis 1970 war er als Ex-Sträfling und Juwelenräuber zu sehen.
In den 1970er Jahren drehte Delon oft kommerziell ausgerichtete Abenteuer- und Kriminalfilme wie Rivalen unter roter Sonne 1971, Scorpio, der Killer 1973, Zorro 1975 und Airport ’80 – Die Concorde 1979. Künstlerisch ambitionierte Produktionen wie Das Mädchen und der Mörder 1972, auch unter dem Titel Die Ermordung Trotzkis veröffentlicht, und Monsieur Klein 1976 über die Judenverfolgung in Paris während des Zweiten Weltkriegs wurden von der Kritik gelobt, fanden jedoch kein großes Publikum in den Kinosälen.
Eine von der Kritik besonders gelobte schauspielerische Leistung lieferte Delon an der Seite von Jean Gabin in Endstation Schafott 1973 als scheiternder Ex-Häftling, dem wegen des boshaften Ehrgeizes eines Polizeikommissars Michel Bouquet die Rückkehr ins bürgerliche Leben nicht gelingt und der schließlich zum Tod verurteilt wird. Noch im selben Jahr nahm Delon auf dem Höhepunkt seiner Beliebtheit mit der Sängerin Dalida das Chanson Paroles paroles auf, eine französische Fassung des italienischen Liedes Parole parole, im Original interpretiert von Mina and Alberto Lupo.
In den 1980er Jahren übernahm Delon einige Nebenrollen darunter die des Kommissars Foche im sowjetischen Film Teheran 43 und spielte den homosexuellen Baron de Charlus in Volker Schlöndorffs Proust-Verfilmung Eine Liebe von Swann 1984. Daneben drehte er auch actionbetonte Filme wie Der Panther 1985. 1990 spielte er unter der Regie von Jean-Luc Godard die Hauptrolle in Nouvelle Vague.
Zudem gab er 1981 mit dem Film Rette deine Haut, Killer sein Debüt als Regisseur. Ein Jahr später stand er auch bei Der Schock zusammen mit Robin Davis hinter der Kamera, gefolgt von Der Kämpfer im Jahr 1983. Die deutschen Verleihtitel von Delons Filmen nahmen wiederholt auf sein Killer-Image Bezug: neben Scorpio, der Killer und Rette deine Haut, Killer so auch bei Killer stellen sich nicht vor 1980.
In den späten 1980er Jahren stießen Delons Filme auf begrenztes Interesse beim Publikum. Er beklagte den Mangel an guten Drehbüchern und trat nur noch sporadisch als Schauspieler in Erscheinung. Stattdessen nahm er einige Popsongs auf und hatte 1987 mit dem Album Comme au cinéma Erfolg als Solosänger. 1998 spielte er neben Jean-Paul Belmondo in der Actionkomödie Alle meine Väter, die in deutschen Kinos jedoch nicht gezeigt wurde.
Delon war seit 2001 gelegentlich auch beim Fernsehen tätig und spielte in den Krimiserien Fabio Montale 2001 und Frank Riva 2003. Er erklärte mehrmals, sich vom Kino endgültig zurückzuziehen, weil er mit der künstlerischen Qualität des französischen Films unzufrieden sei. Im Jahr 2008 war er jedoch noch einmal in Asterix bei den Olympischen Spielen in einer selbstironisch angelegten Nebenrolle als Julius Caesar zu sehen.
Anfang 2010 hatte er einen Gastauftritt in dem Fernsehfilm Un mari de trop an der Seite von Lorie Pester. Es folgten einige weitere Produktionen, bei denen er in kleineren Rollen mitwirkte, ohne an die großen Erfolge seiner Glanzzeit anknüpfen zu können. Im Sommer 2021 bekundete er in einem Fernsehinterview die Absicht, noch eine letzte große Filmrolle spielen zu wollen.