Christliche Bestattungen
Christliche Bestattungen haben sich im Laufe der Zeit verändert. Früher wurde die/der Tote vor der Beerdigung einige Tage zu Hause aufgebahrt. Freunde und Familie bekamen so die Gelegenheit, sich im privaten Rahmen zu verabschieden. Heutzutage wird eine solche Aufbahrung im Privathaushalt in der Regel nicht mehr gemacht.
© Marina Köglin
Anders als in früheren Zeiten ist der Tod heute nicht mehr allgegenwärtig. Der Umgang mit ihm ist dadurch distanzierter geworden. In einigen Bundesländern ist es zudem vorgeschrieben, dass der Tote unmittelbar in ein Bestattungsinstitut überführt wird. In Bremen ist gesetzlich geregelt, dass die/der Tote nach Ausstellung der Todesbescheinigung innerhalb von 36 Stunden nach Todeseintritt, bei späterem Auffinden unverzüglich in eine Leichenhalle zu überführen ist. Die/der Verstorbene wird dann beim Bestatter aufgebahrt und Angehörige haben die Möglichkeit, sich in den drei bis fünf Tagen vor der Bestattung dort von ihm zu verabschieden.
Im Christentum ist die klassische Beerdigung die häufigste Bestattungsart. Das liegt in erster Linie daran, dass alle Bestattungsarten außer der Erd- und der Seebestattung lange Zeit nicht erlaubt waren, denn der Körper sollte für die Auferstehung als Ganzes beigesetzt werden. Allerdings wurde dieses katholisch-kirchenrechtliche Verbot der Feuerbestattung am 5. Juli 1963 durch das Heilige Offizium, der Vorgängerbehörde der heutigen Glaubenskongregation im Vatikan, aufgehoben. Orthodoxe Kirchen lehnen die Feuerbestattung nach wie vor ab.
Die Trauerzeremonie besteht im Christentum in der Regel aus zwei Punkten: der Trauerfeier und der Zeremonie am Grab. Viele Friedhöfe haben eigene kleine Kapellen, in denen die Trauerfeier abgehalten wird. Meist wird der Tote hier noch einmal im offenen oder geschlossenen Sarg aufgebahrt. So bekommen Angehörige die Möglichkeit, sich zu verabschieden. Sollte der Friedhof keine Kapelle haben, findet die Trauerfeier in der zur Gemeinde gehörenden Kirche statt.
Die Frage, ob die/der Tote noch einmal aufgebahrt werden und ob der Sarg während der Trauerfeier geschlossen oder offen sein soll, entscheidet allein die Familie. Manch einem wird es wichtig sein, den Verstorbenen noch einmal zu sehen, andere schrecken davor zurück, möchten den geliebten Menschen lieber so in Erinnerung behalten, wie sie ihn kennen.
Nach der Trauerfeier macht sich die gesamte Trauergemeinde auf den Weg zur bereits ausgehobenen Grabstätte. Wenn die Trauerfeier in einer Friedhofskapelle stattgefunden hat, tragen die Sargträger den geschlossenen Sarg von dort aus direkt zu Grabstätte. Manchmal - insbesondere wenn der Weg besonders lang ist - wird der Sarg einen Teil des Weges auf einer Bahre geschoben oder in einem Leichenwagen gefahren. Der Geistliche und die Trauergemeinde laufen hinter dem Sarg her - alle zusammen bilden den sogenannten Leichenzug. Wenn die Trauerfeier in der Kirche gefeiert wurde, wird der Sarg vom Bestattungsinstitut von der Kirche bis zum Friedhofseingang gefahren. In diesem Fall findet sich der Leichenzug erst auf dem Friedhof zusammen.
Erde zu Erde, Asche zu Asche, Staub zu Staub
Der Geistliche spricht ein paar letzte Worte, bevor er die liturgische Formel "Erde zu Erde, Asche zu Asche, Staub zu Staub" spricht. Der Gedanke hinter dieser Formel ist, dass der Mensch dorthin zurückgehen soll, wo er hergekommen ist. Die Idee, dass der Verstorbene wieder zu Erde, Asche und Staub wird, findet ihren Ursprung somit in der Schöpfungsgeschichte. Hier wird beschrieben, dass Gott den ersten Menschen - Adam - aus Lehm schuf.
Noch während der Geistliche die liturgische Formel spricht, wirft er traditionell drei Handvoll Erde auf den Sarg. Die Drei ist im Christentum eine Zahl mit besonderer Bedeutung. Christen glauben beispielsweise an die Dreifaltigkeit ihres Gottes, der sich in der Gestalt von Vater, Sohn und heiligem Geist zeigt. So verwundert es nicht, dass sie auch im Rahmen der christlichen Bestattung ihren Platz findet. Anschließend haben auch die Trauergäste die Gelegenheit, eine Schaufel Erde in das Grab zu werfen. Frauen nehmen oft eine einzelne Blume.