Utta Danella

Utta Danella

* 18.06.1920 in Bestsellerautorin
† in Bestsellerautorin
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Angelegt am 12.08.2015
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Bestsellerautorin Utta Danella gestorben

12.08.2015 um 08:43 Uhr von WESER-KURIER
Utta Danella g © dpa
Utta Danella starb im Alter von 91 Jahren. Foto Ursula Düren Foto: Ursula Düren (dpa)
 

Wer bei der Schriftstellerin Utta Danella allerdings an eine rührselige Dame mit Hang zum Kitsch dachte, der wurde enttäuscht. Sie selbst glaubte nicht an die große Liebe, gab unumwunden zu, ihren Ehemann betrogen zu haben und sagte über die Hochzeit im Jahr 1950: 'Ich war nicht scharf darauf, aber irgendwann muss man das doch machen.' Im Juli ist die pragmatische und resolute Autorin, die mehr als 70 Millionen Bücher verkauft hat, im Alter von 95 gestorben. Auf eigenen Wunsch habe der Abschied im engsten Familienkreis stattgefunden, teilte der Heyne-Verlag am Dienstag in München mit, wo Danella bis zuletzt gewohnt hatte.

 

Danella, die eigentlich Utta Denneler hieß, war eine der erfolgreichsten Schriftstellerinnen, eine Art deutsche Rosamunde Pilcher. Ihr Beiname: 'Die Auflagenkönigin'. Insgesamt brachte sie es auf 43 Romane und schrieb Erzählungen, Jugend- und Sachbücher. Sie liebte Theater, Musik und Oper. Mit 14 Jahren versuchte sie sich an einem Roman. Bis zur Veröffentlichung ihres ersten Buches dauerte es aber noch lange: 1956 erschien 'Alle Sterne vom Himmel'. 1960 dann der Durchbruch mit 'Stella Termogen oder Die Versuchungen der Jahre'.

 

Viele Bestseller folgten. Auf Danellas letztes Buch, 'Der Kuss des Apoll', mussten ihre treuen Fans jedoch acht Jahre lang warten. 'Ich habe schon so viele Bücher geschrieben, dass ich es mir im Alter einfach leisten kann, mir mehr Zeit zu nehmen', erklärte sie im Jahr 2006 nach dem Erscheinen des Buches, das sie in ihrer Wohnung im Münchner Stadtteil Schwabing auf einer elektrischen Schreibmaschine getippt hatte.

 

Unabhängigkeit war für Danella immer wichtig. Mit ihrem Ehemann Hermann Schneider war sie zwar bis zu dessen Tod 30 Jahre lang verheiratet, die Rolle der treu sorgenden Ehefrau war ihr aber zuwider. Auch ihr beruflicher Werdegang - erst als Reporterin, später als Autorin - war im Nachkriegsdeutschland nicht alltäglich. Nachdem ihre Familie im Krieg den gesamten Besitz in Berlin verloren hatte, zog Danella zu ihrer Tante nach München, wo sie ihr Studium abbrach und als Model und Reporterin arbeitete. Erich Kästner war einer ihrer Lehrmeister. Für ihre Arbeit bekam sie im November 1998 sogar das Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland.

 

'Schreiben ist für mich Freiheit', sagte Danella - und verriet vor mehr als 20 Jahren ihr Erfolgsrezept. 'Die Psychologie muss stimmen. Bei mir reden die Menschen, wie sie wirklich reden. Landschaften spielen eine große Rolle - ich liebe Holstein, Sylt, die Hamburger Gegend.' Wenn sie geschichtliche Zusammenhänge schildere, könne das auch der Nichtintellektuelle verstehen, erklärte sie damals.

 

Besonders Frauen greifen zu ihren Büchern oder schalten den Fernseher ein, um die Verfilmungen ihrer Romane zu genießen. Mit ihrem eigenen Leben, betonte Danella, hätten die Geschichten aber nur selten zu tun gehabt. In einem Interview mit der Zeitschrift 'Frau im Leben' sagte sie einmal: 'Ich habe ein bewegteres Leben als alle Romanfiguren.'

 

Zu diesem bewegten Leben gehörten offenbar auch Geheimnisse - das wahre Alter der Autorin blieb im Dunkeln. Lange Jahre galt der 18. Juni 1924 als ihr Geburtstag. Im vergangenen Jahr erschienen große Berichte zu ihrem 90. Ehrentag, auch in vielen Datenbanken war davon die Rede. In der Pressemitteilung zu ihrem Tode korrigierte der Heyne-Verlag das Alter jedoch unter Berufung auf die Familie auf 95. Verwirrung auch um ihren Geburtsort: Anders als allgemein bekannt wurde Danella in Leipzig geboren, zog dann nach Berlin und später nach München.

 

Für ihre Bücher spielten derartige Details ohnehin keine Rolle. Beim Schreiben setzte Danella vielmehr auf eiserne Disziplin - ohne Ablenkung. In einem Interview beschrieb sie ihre Einstellung: 'Wenn ich arbeite, bin ich der einsamste Mensch unter Gottes Sonne'. München (dpa)

Die Frau fürs Gefühlvolle: Unterhaltungsschriftstellerin Utta Danella im Alter von 95 Jahren verstorben

12.08.2015 um 08:28 Uhr von WESER-KURIER

 

Alle Sterne vom Himmel

Von Hendrik Werner 12.08.2015

 

Utta Danella gestorben © Istvan Bajzat, dpa
Wusste, was Frauen wollen: Schriftstellerin Utta Danella (1920–2015). (Istvan Bajzat, dpa)
 

Sage und schreibe 70 Millionen Exemplare ihrer Herzschmerz-aber-auch-Chic- und-Schicksal-Prosa sind – bislang – verkauft worden. Angesichts dieser ungeheuerlichen Ziffer sollte der Anstand die Frage nach der Trivialität der Texte verbieten. Schließlich dürfte sich hierzulande in der Bibliothek (oder im Giftschrank) jeder Familie mindestens ein Utta-Danella-Buch finden. Rein statistisch, versteht sich.

 

Denn sechs bis acht Titel der sogenannten Auflagenkönigin vereinigte in den 70er-Jahren allein schon meine Mutter auf sich, eine in Sachen Poesie durchaus ambitionierte Grundschullehrerin, die sich durch die Lektüre leichter Literatur gegen die Zumutungen des Unterrichtsalltags und auf ihr lastende Kriegserinnerungen zu wappnen versuchte. So lagen auf dem Nachttisch meiner Mutter unter anderem die Romane „Der blaue Vogel“ (1973) und „Die Hochzeit auf dem Lande“ (1975); beide Bücher wurden vor anderthalb Jahrzehnten erfolgreich für das Fernsehen adaptiert. Denn Danella, unsere Frau fürs Gefühlvolle, bediente keine literarische Mode, sondern ein menschliches Grundbedürfnis, wie es auch Texte Rosamunde Pilchers befriedigen: realitätsnahe, gleichwohl dramatisch zugespitzte Familiengeschichten mit einem Hauch Eleganz und einer Prise Weltläufigkeit. Diese Attribute betreffen bei Danella sowohl die Kleidung der Figuren als auch die Schauplätze. Bestseller wie ihr für den Abdruck um die Hälfte gekürztes 1000-Seiten-Debüt „Alle Sterne vom Himmel“ (1956) boten Leserinnen freilich mehr als begehbare Kleiderschränke und mondäne Cafés. Danellas 43 Romane mögen zwar nie sonderlich politisch gewesen sein; aus der Zeit gefallen waren sie indes nicht. So handelt besagter Erstling vom Selbstbestimmungsstreben der Pianistin Katarin – und der Durchkreuzung all ihrer Pläne durch den Zweiten Weltkrieg.

 

Auch nationalsozialistische Verbrechen thematisierte Utta Danella explizit, beispielhaft in der 2008 als „Das Geheimnnis unserer Liebe“ verfilmten Prosaarbeit „Vergiss, wenn du leben willst“ (1966), in der die Schriftstellerin ihrer Protagonistin die Rekonstruktion eines Mordes aufbürdet. Man ahnt: Das Etikett „Schicksalsroman“, das Verlage und Kritiker ihr fast zwanghaft als Gattungsbegriff zuordneten, war ein ums andere Mal eine Verlegenheitslösung für Bücher, die mit absichtsvoll schlichten Stilmitteln durchaus komplexe Sachverhalte in den Blick nehmen. Ähnlich verhält sich das mit dem Roman, der Danellas Durchbruch beim ruchbar berührbaren Publikum markierte: „Stella Termogen oder Die Versuchungen der Jahre“ (1960), ein Titel, der seine Selbstverwirklichungsfabel ebenfalls aus kriegerischen Zeitläuften generiert.

 

Utta Danella, die sich schon als 14-Jährige an einem Roman versucht haben soll, wusste, was Frauen wollen. Vor allem aber wusste sie, wie sie es ihnen darzureichen hatte. Sie, die einem kunstsinnigen Elternhaus entstammte, hatte nicht von ungefähr journalistische Textformen ausprobiert, bevor sie literarisch reüssierte. Ihre Fähigkeit zur Verdichtung rührt aus dieser Lebensphase nach dem Abitur, als sie für Radiosender und Zeitungshäuser arbeitete.

 

Auch das zeugt von Pragmatismus, der sich kaum mit dem Kitsch-Queen-Klischee verträgt. Tatsächlich glaubte Danella, die einen 20 Jahre älteren Mann geheiratet hatte, nicht an die große Liebe. Vielmehr räumte sie freimütig ein, ihren Gatten betrogen zu haben. Über ihre Hochzeit (1950) sagte sie: „Ich war nicht scharf darauf, aber irgendwann muss man das doch machen.“

Traueranzeige

12.08.2015 um 08:28 Uhr von WESER-KURIER
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