Horst Ehmke

Horst Ehmke

* 04.02.1927 in Politiker
† 12.03.2017
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Angelegt am 14.03.2017
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Traueranzeige

14.03.2017 um 07:05 Uhr von WESER-KURIER
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Trauer um Horst Ehmke

14.03.2017 um 07:05 Uhr von WESER-KURIER
Horst Ehmke © Zucchi, dpa
Horst Ehmke (Zucchi, dpa)
 

In der sozialliberalen Ära unter Brandt und Vize-Kanzler Walter Scheel (FDP) spielte der früh ergraute Haudegen eine tragende Rolle. Als Kanzleramtschef ging er energisch an die Modernisierung der Regierungszentrale. Mit der „MP unter dem Arm“ sei Ehmke, genannt „Hotte“, damals durchs Kanzleramt gelaufen, um Beamte auf Trab zu bringen, berichteten Weggefährten. An der Durchsetzung der neuen Ostpolitik war Ehmke entscheidend beteiligt – also der von Brandt angestoßenen und von CDU/CSU erbittert bekämpften Entspannungspolitik in Richtung Sowjetunion.

 

Die trüben Umstände der Guillaume-Spionage-Affäre brachten Brandt zu Fall und führten 1974 auch zu Ehmkes Ausscheiden aus dem Kabinett, dem er zuletzt als Forschungs- und Postminister angehörte. Bis 1990 vertrat Ehmke in der Opposition die SPD-Außenpolitik, dem Bundestag gehörte er noch bis 1994 an.

 

Ehmke, Wortführer der „linken Mitte“ mit dem Image des Querdenkers, nannte sich einmal selbst ironisch die „alternde, ewig junge Hoffnung der SPD“. Als einer der ersten in der SPD-Spitze erkannte Ehmke, dass die Sprachlosigkeit in Richtung der neu aufkommenden Grünen auf Bundesebene nicht ewig anhalten durfte. In der Bundestagsfraktion kam es wiederholt zu heftigen Zusammenstößen zwischen dem peniblen Chef Hans-Jochen Vogel und seinem Stellvertreter mit der Neigung zu unkonventionellen Ideen. Nach Ehmkes Aufforderung, Vogel möge den SPD-Parteivorsitz an einen Jüngeren übergeben, entzog ihm Vogel sogar das „Du“ der Genossen und titulierte ihn fortan nur noch als „Professor“.

 

In jungen Jahren, kurz vor Kriegsende, war Ehmke als 18-jähriger Offiziersanwärter verwundet in sowjetische Gefangenschaft geraten, wurde aber wegen einer Erkrankung Ende 1945 entlassen. Dass er, wie 2007 bekannt wurde, als NSDAP-Mitglied erfasst war, war ihm nach eigenen Worten unbekannt.

 

Die Sozialdemokratie trauere „um einen brillanten und tatkräftigen Politiker“, der programmatische Ausrichtung wie praktische Politik entscheidend geprägt habe, teilten der scheidende SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel und sein designierter Nachfolger Martin Schulz am Montag in Berlin mit. „Sein Kommunikationstalent, sein unverwechselbarer Wortwitz und seine blitzschnelle Entschluss- und Urteilsfähigkeit waren legendär und ebenso bewundert wie gefürchtet.“