Martin McGuinness

Seine Geschichte ist, wenn man so will, die Geschichte vom Wandel in Nordirland. 1950 in ärmliche Verhältnisse hineingeboren, wuchs James Martin Pacelli McGuinness im Bezirk Bogside der Stadt Derry auf. Es war jenes Katholiken-Viertel, das später berühmt-berüchtigt wurde als Widerstandszone gegen die brutale Unterdrückung durch die unionistische Mehrheit und in dem die britische Armee 1972 am „Blutigen Sonntag“ 14 unbewaffnete katholische Demonstranten erschoss. Da hatte sich der junge Mann bereits radikalisiert und war ein hochrangiges Mitglied der IRA, nachdem er selbst die Diskriminierung im Unterdrückerstaat erlebt hatte. 1973 landete er wegen Sprengstoffschmuggels im Gefängnis. Kurz darauf verließ er nach eigener Aussage die IRA, die mit einem bürgerkriegsähnlichen Aufstand über Jahrzehnte die Abspaltung Nordirlands vom Königreich erreichen wollte, und engagierte sich im politischen Arm der republikanischen Bewegung, Sinn Féin. Geheimdienstler haben jedoch kaum Zweifel daran, dass er spätestens 1979 zum Chef der paramilitärischen Untergrundorganisation aufstieg.

McGuinness zog für Sinn Féin ins Parlament in Belfast ein und verfolgte gemeinsam mit Parteichef Gerry Adams eine politische Agenda, die den Konflikt von der Straße in die Parlamente verlagern sollte. Es war ein langer Weg. Ohne sein Zutun sei der Friedensprozess nicht denkbar gewesen, sagte am Dienstag Ex-Premier Tony Blair.

McGuiness war erst im Januar von seinem Amt als Vizeregierungschef in Nordirland zurückgetreten. Als Grund hatte er Differenzen mit dem Koalitionspartner DUP (Democratic Unionist Party) angegeben. Spekulationen über seinen Gesundheitszustand hatte es aber schon damals gegeben.