Chuck Berry

Chuck Berry

* 18.10.1926 in Musiker
† 18.03.2017
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Angelegt am 20.03.2017
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Der wahre King of Rock ’n’ Roll

20.03.2017 um 09:06 Uhr von WESER-KURIER
CHUCK BERRY October 18 1926 March 18 2017 was an American guitarist singer and songwriter and © imago stock, imago/ZUMA Press
CHUCK BERRY October 18 1926 March 18 2017 was an American guitarist singer and songwriter and (imago stock, imago/ZUMA Press)

 

2012 bereits hatte Berry dem Musikmagazin „Rolling Stone“ gesagt, seine Tage als Sänger seien vorbei. „Meine Stimme ist weg. Meine Kehle ist ausgeleiert. Und meine Lungen sind fast am Ende.“

 

Berry wird die Veröffentlichung des Albums nicht mehr erleben. Der oft als „Mr. Rock ’n’ Roll“ bezeichnete Musiker starb am Sonnabend (Ortszeit) im Alter von 90 Jahren in seinem Haus in Wentzville in der Nähe von St. Louis im US-Bundesstaat Missouri.

 

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Yoko Ono (v. l.), John Lennon und dessen großes Idol Chuck Berry trafen sich 1972 in der Michael-Douglas-Show und veranstalteten eine Jamsession. (imago stock, imago/ZUMA Press)

 

Familie, Freunde, Fans, Kollegen und sogar frühere US-Präsidenten betrauerten den Tod des Musikers. „Hillary und ich lieben Chuck Berry, solange ich denken kann“, ließ Bill Clinton mitteilen. „Der Mann war untrennbar von seiner Musik – beide waren komplett originell und sehr amerikanisch. Er hat unser Land und die Geschichte der Musik verändert.“ Literaturnobelpreisträger und Musikkollege Bob Dylan hatte schon vor einigen Jahren dem „Rolling Stone“ gesagt, dass Berry in seinem Universum „unersetzlich“ sei.

 

Der 1926 in St. Louis geborene Afroamerikaner gab sich dagegen schon immer bescheiden. „Meine Sicht ist nach wie vor, dass ich all das Lob, das ich für meine Errungenschaften im Rock ’n’ Roll bekomme, nicht verdiene“, schrieb Berry in seiner Autobiografie. „Alles, was ich geschrieben habe, ist auch nicht über mich, sondern über die Menschen, die zuhören.“ Berry sprach junge Menschen aus allen Bevölkerungsgruppen an, schrieb das Musikmagazin „Billboard“. In einer Zeit, als in den USA Schwarz und Weiß noch getrennt waren, „wusste er, was Menschen ausdrücken wollten, aber selbst nicht konnten“.

 

Chuck Berry Memorial in St. Louis © Whitney Curtis, Getty Images
Ein Fan legt Blumen an der Bronzestatue ab, die Chuck Berrys Heimatstadt St. Louis errichtet hat. (Whitney Curtis, Getty Images)

 

Der Einfluss von Berry auf die Welt ­fetziger Gitarren-Riffs der 1950er-, 1960er- und 1970er-Jahre lässt sich kaum bemessen. Bands wie die Rolling Stones wurden von ihm maßgeblich beeinflusst. Als einer der größten Songschreiber und besten Gitarristen seiner Zeit hat Berry den Rock ’n’ Roll und davon inspirierte Musikgenres nachhaltig geprägt. Elvis mag die bildhafte Ikone und das Sexsymbol des Genres gewesen sein, doch Berry verkörperte dessen Mentalität mit seinen Kompositionen. Er war der Erfinder scharfer Gitarren-Licks. Seine simplen und doch eindringlichen Gitarrenläufe sind bis heute genreübergreifend das Handwerkszeug eines jeden Gitarristen in der Rock- und Popmusik. Sein rauer, leicht angezerrter Gitarrenton verwob Elemente des Country, Blues und Rhythm ’n’ Blues.

 

Charles Edward Anderson Berry, genannt „Chuck“, wuchs im Kreis einer großen Familie auf und entwickelte bald ein Gespür für Dichtkunst und Blues. Er nahm jeden Gig mit, den er kriegen konnte, teils für 15 Dollar pro Nacht, und machte sich in der Clubszene von St. Louis einen ­Namen. Beeinflusst wurde er von Blues-Größen wie Nat King Cole und seinem Idol Muddy Waters, der Chuck Berry in einer zweiminütigen Unterhaltung in Chicago schließlich dazu animierte, auf das „Chess“-Musiklabel zuzugehen.

 

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Der Duckwalk: Den Entengang zeigte der Gitarrist 1980 beim Konzert in den USA. (imago stock&people, imago/ZUMA Press)

 

Dort stellte sich der Erfolg schnell ein, als Berry 1956 den Hit „Roll Over Beethoven“ landete. „School Day“ und „Rock and Roll Music“ (beide 1957) sowie „Sweet Little Sixteen“ und sein wohl bekanntester Hit „Johnny B. Goode“ (beide 1958) folgten. Teenager und ländlich beeinflusste Hillbilly-Musiker aus dem Süden mochten Berrys Stil, und auch der zu der Zeit eher unbekannte Elvis Presley erkannte das Potenzial und nahm Berrys Hit „Maybellene“ mit in seine Show auf. Musikalisch konnte der spätere „King“ Berry aber nie das Wasser reichen.

 

Neben groovigen Gitarrenläufen machte Berry vor allem den Duckwalk zu seinem Markenzeichen, den Entenwatschelgang, der einer Anekdote zufolge eher aus der Not heraus entstand: Die Band hatte sich vor einem Konzert nicht mehr umziehen können, und so watschelte der stets stilbewusste Berry in zerknitterter Kleidung auf die Bühne, um von den peinlichen Falten abzulenken.

 

Rock n Roll - Legende Chuck Berry (80/USA). © Michael Sch?ne, interTOPICS/STAR-MEDIA
Rock ‘n‘ Roll-Legende Chuck Berry im Jahr 2007 während eines Konzertes in der Leipzig Arena. (Michael Sch?ne, interTOPICS/STAR-MEDIA)

 

So hoch der talentierte Showman Berry im Musik-Business aufstieg, hatte er privat einige Tiefpunkte. Als Teenager hatte er wegen verschiedener Vergehen mehrere Jahre in Jugendhaft verbracht. 1961 wurde er erneut verhaftet und für anderthalb Jahre hinter Gitter gesteckt, weil er ein 14 Jahre altes Mädchen über die Grenze zweier Bundesstaaten gebracht hatte. Der Fund von Drogen und mit Minderjährigen gedrehte Pornofilme in seinem Haus sowie Steuerhinterziehung brachten ihm erneut Ärger mit der Justiz ein. Zudem soll er Frauen auf der Toilette eines Restaurants gefilmt haben, das er 1989 gekauft hatte.

 

Den Rückblick auf seine herausragende musikalische Laufbahn dürften diese Episoden nur bedingt trüben. Der Grammy für sein Lebenswerk 1985, die Auf­nahme in die „Rock ’n’ Roll Hall of Fame“ im selben Jahr und viele weitere Auszeichnungen stellten unmissverständlich fest, dass Berry einer der Großen war. Die ­Musik der Beatles und der Rolling ­Stones, die ihre Kompositionen Berrys Stil nachempfanden, ist Teil seiner Hinterlassenschaft.

 

Mick Jagger becomes a father at age of 73 © ETIENNE LAURENT, dpa
Mick Jagger becomes a father at age of 73 (ETIENNE LAURENT, dpa)

 

Vielleicht war es genau aus diesem Grund auch der Beatle John Lennon, der die künstlerische Leistung Berrys am ­besten zusammenfasste: „Wenn man Rock ’n’ Roll umbenennen wollte, müsste man ihn Chuck Berry nennen.“

 
„Keiner von uns wäre ohne dich hier. Rock on, Bruder!“ Lenny Kravitz
„Er hat Licht in unsere Teenager-Jahre gebracht.“ Mick Jagger
„Solange Chuck Berry da ist, ist alles, wie es sein soll.“ Bob Dylan
„Es gibt nur einen wahren King des Rock ’n’ Roll. Sein Name ist Chuck Berry.“ Stevie Wonder
„Er hat un­sere Füße in Bewegung gesetzt und Freude in unsere Herzen gebracht.“ Bill Clinton
„Das bricht mir das Herz, aber 90 Jahre sind nicht schlecht für Rock ’n’ Roll.“ Stephen King
„Mit Chuck ­Berry hat es ­angefangen. Er hat uns alle in-spiriert.“ Rod Stewart
„Alle von uns im Rock haben jetzt ihren Vater verloren.“ Alice Cooper
„Er war der größte, pure Rock ’n’ Roll-Schreiber, der je gelebt hat.“ Bruce Springsteen

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20.03.2017 um 09:06 Uhr von WESER-KURIER
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