Gabriele Wohmann

Gabriele Wohmann

* 21.05.1932 in Schriftstellerin
† 22.06.2015 in Schriftstellerin
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Angelegt am 26.06.2015
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Schriftstellerin Gabriele Wohmann gestorben

26.06.2015 um 10:03 Uhr von WESER-KURIER
Gabriele Wohmann © dpa
Gabriele Wohmann ist tot. Foto: Frank Rumpenhorst (dpa)
 

Die preisgekrönte Darmstädter Autorin veröffentlichte mehr als 18 Romane und weit über 300 Kurzgeschichten. Nun starb sie in ihrem Heimatort nach längerer schwerer Krankheit im Alter von 83 Jahren, wie der Aufbau Verlag mitteilte.

 

Noch zu ihrem 80. Geburtstag hatte sie Termine für Lesungen im Kalender. Stoff hatte die Schriftstellerin - sie verfasste auch Hörspiele, Gedichte, Theaterstücke, Drehbücher und Fernsehspiele - selbst noch im hohen Alter.

 

Der Verlag würdigte sie als eine der «wichtigsten Schriftstellerinnen ihrer Generation». Sie habe vor allem «als eine Meisterin der Kurzgeschichte» gegolten. Darmstadts Oberbürgermeister Jochen Partsch (Grüne) meinte: «Wir haben eine kluge Chronistin des Alltags und scharfe Kritikern alles Ideologischen verloren.»

 

Die erste Erzählung von Gabriele Wohmann erschien 1957, «Ein unwiderstehlicher Mann». Von sich erzählte sie in ihren Büchern «Abschied von der Schwester» und «Ausflug mit der Mutter». Zu ihren späteren Werken zählen «Hol mich einfach ab» (Roman) und «Scherben hätten Glück gebracht» (Erzählungen). Oft befasste sie sich mit Themen wie dem Älterwerden, Krankheit und Sterben.

 

«Erlebtes zu schreiben ist mir näher als das Fiktionale», beschrieb die Autorin ihr Herangehen an die Arbeit. Ins Ausplaudern kam sie aber nicht, Privates im Elternhaus blieb privat. «Ich habe eine hohe Diskretionsschwelle», meinte sie über sich. «Ich habe auch eine glückliche Kindheit gehabt.» Die Darmstädterin stammte aus einer protestantischen Pastorenfamilie.

 

1965 erhielt sie den Georg-Mackensen-Literaturpreis für die beste deutsche Kurzgeschichte. Unter anderem folgten rund 20 Jahre später der Stadtschreiber-Literaturpreis des ZDF und der Stadt Mainz sowie der Hessische Kulturpreis, der Konrad-Adenauer-Preis und der Montblanc-Literaturpreis. Sie war Mitglied im PEN-Club und in der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung.

 

Sie war praktisch bis zuletzt aktiv. «Morgens sitze ich meistens am Schreibtisch», erzählte Wohmann zu ihrem 80. Geburtstag - und zeigte sich gelassen: «Muss aber nicht unbedingt sein, bin da nicht so streng mit mir.»

Traueranzeige

26.06.2015 um 09:58 Uhr von WESER-KURIER
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Chronistin des Alltags

26.06.2015 um 09:58 Uhr von WESER-KURIER
Schriftstellerin Gabriele Wohmann © Frank Rumpenhorst, dpa
Die Schriftstellerin Gabriele Wohmann wurde 83 Jahre alt. (Frank Rumpenhorst, dpa)
 

Wohmann veröffentlichte mehr als 18 Romane und weit über 300 Kurzgeschichten. Vor allem in der aufkommenden Frauenbewegung in den 1970er-Jahren hatte ihre Prosa eine große Fangemeinde.

 

Die erste Erzählung von Gabriele Wohmann erschien 1957, „Ein unwiderstehlicher Mann“. Zu ihren späteren Werken zählen „Hol’ mich einfach ab“ (Roman, 2003) und „Scherben hätten Glück gebracht“ (Erzählungen, 2006). In vielen ihrer Werke rührt sie Themen an wie das Älterwerden, Krankheit und das Sterben.

 

In den 1960er-Jahren war die Pastorentochter Wohmann auch politisch aktiv und stand mit der Gruppe 47 um Hans Werner Richter und Günter Grass in Verbindung. In vielen Texten setzte sie sich mit der Rolle der Frau im Nachkriegsdeutschland auseinander, in frühen feministischen Kreisen waren ihre Arbeiten hoch geschätzt. Bekannt wurde Wohmann aber vor allem durch Geschichten, die sich mit dem bundesdeutschen Alltag beschäftigten. Ihre Themen waren reaktionäre Spießer mit deutscher Dogge wie in „Die Bütows“, oder aber „aufgeklärte“ Bildungsträger: Lehrer, Musiker und Journalisten wie in „Paulinchen war allein zu Haus“.

 

Dafür erhielt sie etliche Preise, darunter den Bremer Literaturpreis und den Hessischen Kulturpreis, außerdem das Große Bundesverdienstkreuz. Eines ihres erfolgreichsten Bücher war der 1974 erschienene Roman „Paulinchen war allein zu Haus“, der später auch verfilmt wurde.

 

Erfolgreich war Wohmann, deren Bücher in 15 Sprachen übersetzt wurden, vor allem in den 1970er- und 1980er-Jahren in Westdeutschland. Wesentliche Teile ihres Werks aus dieser Zeit können der Neuen Innerlichkeit und teils thematisch der Frauenbewegung nach 1968 zugerechnet werden.

 

Innerhalb ihrer Fernseharbeiten freilich fand der Film „Entziehung“ eine höhere Aufmerksamkeit. Fast zwei Millionen Zuschauer sahen den Auftritt der Autorin in der Rolle ihrer Protagonistin Laura im Jahr 1973.

 

Seit zehn Jahren erschienen ihre Bücher beim Aufbau Verlag, zuletzt 2012 der Band „Eine souveräne Frau. Die schönsten Erzählungen“.

von Uwe Dammann 24.06.2015

Die Schriftstellerin war 1932 in Darmstadt als Tochter in einer Pastorenfamilie aufgewachsen. Einen Bezug zu Norddeutschland entwickelte sie als Internatsschülerin und besuchte das Nordseepädagogium auf der Insel Langeoog, wo sie auch ihr Abitur ablegte. Von 1951 bis 1953 studierte sie Germanistik, Romanistik, Anglistik, Musikwissenschaft und Philosophie in Frankfurt am Main. Anschließend war sie als Lehrerin an ihrer ehemaligen Schule auf Langeoog sowie an einer Volkshochschule und einer Handelsschule tätig. 1953 heiratete sie den Germanisten Reiner Wohmann und lebte seit 1956 als Schriftstellerin in Darmstadt – wo sie nun auch am Montag starb.